Kunstmesse

Kunst kreißt in der Frauenklinik

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Die neunte „Parallel Vienna" besetzt mit mehr als 500 Künstlerinnen und Künstlern zwei Trakte der ehemaligen Semmelweisklinik. Wust und Wahnsinn. Jedenfalls ein Erlebnis.

Es war tatsächlich ein Abend wie damals. Eine Party, wie sie zur Eröffnung der Parallel-Kunstmesse üblich ist: Hunderte junge Kunstaffine trafen sich am Dienstag in der Wiener Vorstadt, in der Semmelweisklinik in Gersthof. So viel Kunst hat diese Gegend noch nie gesehen. Die 3-G-Regel wurde rigide kontrolliert, auch Masken sah man. Der Ort war jedenfalls weit, und er war gut: In nahezu unbezwingbaren 170 Räumen der alten, leer stehenden Frauenklinik, in Krankenzimmern, Küchen, Duschen, Untersuchungszimmern, Kreißsälen stellen noch bis kommenden Sonntag mehr als 500 Künstlerinnen und Künstler aus. Was heißt: Sie stellen aus? Sie sind eingefallen, haben sich den Ort angeeignet, gehen mit ihm um, auf ihn ein, lassen aus all seinen Poren den künstlerischen Ausdruck des Moments strömen, Tod, Leben, Schönheit, Pein – wo sonst als an diesem Ort, jetzt.

Internationale Szene aus Kunstunis

Ein künstlerischer Hexenkessel, den keiner so gut zu rühren versteht wie der Galerist Stefan Bidner („Büro Weltausstellung“), der schon die neunte Parallel veranstaltet. Immer an einem anderen, von allen ursprünglichen Funktionen verlassenen Ort. Von Beginn an hat sich hier die jüngste Kunstszene gefunden. Das macht den Reiz der Parallel aus, die als das wilde, jüngere Geschwister neben der seriösen Viennacontemporary in der Marx-Halle herumtollte. Mittlerweile tollen beide. Was im Kunstmessezirkus noch nie passiert ist, Wien hat es geschafft: Die Viennacontemporary hat ihre eigene Satellitenmesse im Off überholt – vorige Woche fand die ihrer Marxer Wurzeln in den Wirren der Wiener Kunstwelt irgendwie verlustig gegangene Neonomadin in der (aktiven) Baustelle der Alten Post statt, einem Ort, der von der Parallel bereits 2015 und 2016 besetzt wurde.

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