Sprechblase Nr. 408. Warum „-bedingt“ unbedingt zu meiden ist.
Es ist wohl eine kulturelle Angelegenheit, dass uns die Schuldfrage so wichtig ist. Gleichgültig, ob es eine Person, ein Ding oder ein Umstand ist: Hauptsache die, der oder das Schuldige kann benannt werden. Im Businesssprech hat sich eine Formulierung etabliert, die im Wortzusatz – Achtung, Sprechblase – „-bedingt“ zutage tritt und zeigen soll, aus welchem Grund etwas gerade nicht geht, wie Sprechblase-Leserin Alice G. moniert. Und was da alles zeit-, lärm-, klima-, personalbedingt angeblich nicht möglich ist, darf durchaus als beachtlich bezeichnet werden. Als Todschlag-Phrase haben sich in den vergangenen Monaten pandemie- und coronabedingt etabliert.
Ob es sich bei „-bedingt“, um notwendige oder hinlängliche Bedingungen handelt, sollen die Philosophen entscheiden. Ob man „-bedingt“-Verwender bedingt oder unbedingt verurteilen soll, die Juristen.
In den Sprechblasen spürt Michael Köttritsch, Leiter des Ressorts "Management & Karriere" in der "Presse", wöchentlich Worthülsen und Phrasen des Managersprechs auf und nach.
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("Die Presse" Ausgabe von 11. September 2021)