Wie viel „klinische Moderne“ steckt in Egon Schieles Expressionismus? Hier sein „Selbstbildnis mit herabgezogenem Augenlid“, 1910.
Ausstellungen

Egon Schiele elektrisiert bis heute

In der Albertina Modern wird oberflächlich Schieles Einfluss auf die Kunst bis heute illustriert. Im Leopold-Museum forschte man, woher das kommen könnte.

Jetzt ist Egon Schiele dort angekommen, wo er sicher nie hinwollte, im Keller des Wiener Künstlerhauses, der konservativen Gegenfraktion zur Secession, die der von Schiele so verehrte Gustav Klimt gegründet hat. Aber mit dem Kalkül von Albertina-Direktor Klaus-Albrecht Schröder hat Schiele natürlich nicht rechnen können – jetzt hat nun eben auch die Albertina Modern ihre erste Ausstellung mit Schiele im Titel, eine Entscheidung, die das noch recht junge Profil dieser neuen Museumszweigstelle nicht unbedingt schärft.

Mehr Besucher wird sie wohl bringen. Mehr Erkenntnis in der Schiele-Forschung, in der Wien doch Marksteine setzen sollte, weniger. Die rein aus der Sammlung heraus bestückte Schau „Schiele und die Folgen“ illustriert eher oberflächlich das, was seit Jahrzehnten in vertiefenden Ausstellungen rund um die Welt demonstriert wird: die ungeheure Aktualität, den ungeheuren Einfluss, den Schieles radikale Selbstdarstellungen auf Künstler, vor allem die Performance-Kunst, bis heute hat – der nackte, geschundene Körper als Ausdruck einer inneren Wahrheit sowie die Selbstdarstellung in verschiedenen, auch androgynen Rollen. Mumok, Leopold-Museum, Belvedere zeigten diese Bezüge in Einzel- wie Gruppenausstellungen, das Kunsthaus Zürich, die Tate Liverpool an Einzelbeispielen wie Jenny Saville oder Francesca Woodman. Besonders die Wiener Aktionisten schlugen nach dem Krieg bewusst eine Brücke zur Wiener Moderne, auch das ist mittlerweile gut aufgearbeitet.

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