Streamingtipps

Und täglich grüßt der Zeitschleifen-Film

Lust auf Abwechslung? Wie wär's mit einem Film über endlose Wiederholung? Das aus „Und täglich grüßt das Murmeltier“ bekannte Zeitschleifen-Konzept ist fast schon zum Genre geronnen.

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Palm Springs

Von Max Barbakow, 2020
zu sehen ab 12.9. im Amazon-Abo

Was würden Sie tun, wenn Ihnen unendliches Leben gegeben wäre – mit der Einschränkung, dass es sich am immer gleichen, sich ewig wiederholenden Tag abspielen muss? Und der Besonderheit, dass der Rest der Welt ständig zum Ausgangsstatus zurückspringt, während Sie mit Ihren Erfahrungen völlig allein bleiben?
Der von Bill Murray gespielte Wettermoderator in der Komödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ (zu sehen auf Sky), die 1993 das Zeitschleifenmotiv im Film etablierte, bekehrt sich zum besseren Menschen: Die Welt kann er nicht ändern, aber sich – also übt er sich in Altruismus und Selbstoptimierung, fängt stürzende Kinder und lernt, Eisskulpturen zu schnitzen.

Die produktive Phase – so er je eine hatte – hat Nyles (Andy Samberg) längst hinter sich, als das pünktlich zum Lockdown-Trott erschienene, nun auch bei uns streambare Kleinod „Palm Springs“ einsetzt. Gefangen als Hochzeitsgast in einem Wüstenresort, gibt er sich dem Nihilismus hin: Ist doch eh alles wurscht! Eine Leidensgenossin (Cristin Milioti) steckt er an („Let's waste some time!“), was nicht nur romantische Turbulenzen, sondern auch existenzielle Überlegungen befördert: Kann es Bedeutung ohne Konsequenzen geben? Das schaut man sich gern wiederholt an.

The Map of Tiny Perfect Things

Von Ian Samuels, 2021
Zu sehen auf Amazon

Wer einen Tag immer wieder erlebt, kennt ihn irgendwann auswendig. Auch die kleinen Momente, die ihn besonders machen. Die Teenager Mark und Margaret wollen sie alle sammeln – den Hund, der einem Passanten das Handy wegschnappt, die punktgenaue Skateboardlandung, den Hausmeister, der ein heimliches Klavierkonzert gibt. Die Zeitschleife steht in dieser lieblichen Jugendromanze metaphorisch für die Adoleszenz, für Zukunftsängste und das oft berauschende, manchmal beunruhigende Gefühl, der Mittelpunkt der Welt zu sein.

Lola rennt

Von Tom Tykwer, 1998
Zu sehen auf Sky

Wie der Hase läuft, hängt von den Hürden ab, auf die er trifft. Und vom Zufall – möglicherweise. Tom Tykwers atemloser Durchbruchsfilm borgt sich sein Konzept vom polnischen Regiemeister Krzysztof Kieślowski: Dreimal sprintet Franka Potente los, um Moritz Bleibtreu zu retten. Drei Marathons im Techno-Takt der 1990er, die stets neue Schmetterlingseffekte befördern; die gleiche Begegnung bringt hier Glück, da Desaster.

Happy Death Day

Von Christopher Landon, 2017
Zum Leihen/Kaufen bei diversen Anbietern (ab € 2,99)

Zur ewigen Wiederholung verdammt: Ein Alptraum, wie gemacht für einen Horrorfilm? In Hirnschwurblern wie „Triangle“ und „Timecrimes“ (beide bei Amazon) scheint es so. Der Überraschungshit „Happy Death Day“ spinnt indes eine Horrorkomödie aus dem Gedanken, ganz ohne Zynismus: Eine Studentin (toll: Jessica Rothe) wird hier Tag für Tag vom gleichen Killer ins Jenseits befördert. Bis sie sich am Riemen reißt und zur fröhlichen Gegenwehr übergeht. Schließlich hat sie alle Zeit der Welt.

Two Distant Strangers

Davon Free, Martin D. Rom, 2020
Zu sehen auf Netflix

Das Zeitschleifen-Motiv ist auch bestens geeignet, um die zermürbende Kontinuität von Missständen aufzuzeigen, die einfach kein Ende zu nehmen scheinen: Polizeigewalt gegen Schwarze, zum Beispiel. In diesem oscarprämierten Halbstünder kommt ein junger Grafikdesigner (gespielt vom Rapper Joey Bada$$) der Ermordung durch einen Polizisten einfach nicht aus. Subtil ist das nicht, aber erschütternd, hintersinnig und durchaus gewitzt.

Matrjoschka (Russian Doll)

Serie, bisher 1 Staffel, 2019, zweite Staffel ist in Arbeit
Zu sehen auf Netflix

Welche Droge hat das nur ausgelöst? Dass die ungehemmte Nadia (Natasha Lyonne) dauernd stirbt und – zum immer selben Song, auch das ein Einfall aus dem Murmeltier-Vorbild – bei ihrer Geburtstagsparty wieder aus dem Badezimmer stolpert? Lyonne und Comedy-Meisterin Amy Poehler laden das Motiv in ihrer gemeinsam kreierten Serie mit dunklen psychologischen Wahrheiten auf und lassen ihre Protagonistin mit einem Trauma durch ein räudiges Manhattan schlurfen: rasant und zugleich meditativ.

Mehr Serien mit Zeitschleife: Akte X, Star Trek, etc.

Immer wieder muss FBI-Agent Mulder (David Duchovny) zur Bank, immer wieder wird er dort in einen Überfall verwickelt. Ein Zeitschleifenplot, passend zur Mysteryserie „Akte X“, zu sehen auf Disney+ (Staffel 6, Folge 4 – „Montag“). Nicht die einzige TV-Show, die das Konzept nutzt: Auch „Star Trek: The Next Generation“ (Netflix) zapfte es an (Staffel 5, Episode 18, „Déjà vu“), bei „Doctor Who“ kam es oft zum Einsatz, unlängst legte „The Midnight Gospel“ (Netflix) es in Staffel 1, Folge 5 buddhistisch aus.

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