Mexiko

Amazon eröffnet Versandzentrum in Mexikos Elendsviertel

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Inmitten von Wellblechhütten und Bauschutt steht der neue Standort des US-Onlinehändlers in der mexikanischen Stadt Tijuana. Das sorgt für Aufsehen und Kritik.

Amazon hat 21 Millionen Euro in ein Verteilerzentrum in der mexikanischen Stadt Tijuana investiert. Dass der Konzern seine Logistik weltweit ausbaut, ist an sich nicht ungewöhnlich. Das vor wenigen Tagen eröffnete Lager steht allerdings inmitten eines Viertels, das durch Wellblechhütten, Bauschutt und behelfsmäßigen Behausungen geprägt ist.

Dieser Umstand sorgte in den vergangenen Tagen auf Social Media für Aufsehen. Auf der einen Seite wird dem Online-Händler zu wenig soziales Engagement vorgeworfen. Amazon werde dadurch zahlreiche Arbeitsplätze in der Region schaffen, heißt es auf der anderen Seite.

Jobs, aber welche Jobs?

Das nagelneue Lager in Tijuanas Elendsviertel soll mehr als 250 neue Jobs schaffen. Angesichts einer Investition in Höhe von umgerechnet 21 Millionen Euro sei das ein bescheidener Job-Motor, meinen Kritiker. Derartige Verteilerzentren würden lediglich unterbezahlte und stark ausgebeutete Arbeitsplätze bieten und die Arbeitsmarktentwicklung in der Region nicht positiv beeinflussen.

In Reaktionen auf Twitter werden auch Vergleiche zur Popkultur gezogen. Ein Nutzer erkennt etwa eine Szene aus der dystopischen Komödie „Idiocracy" wieder.

Neuer Standort direkt an der Grenze zu USA

Der neue Standort in Tijuana soll die Amazon-Lieferzeiten im Norden Mexikos deutlich reduzieren. Das würde der dortigen Bevölkerung zugutekommen, heißt es vom Bürgermeister von Tijuana. Charmaine Chua, Ökonomin an der University of California, hält dagegen. Der Standort direkt an der Grenze zu den USA sei nicht wegen dem mexikanischen Markt gewählt, meint sie. Hauptsächlich gehe es darum, Importzölle zu umgehen und Waren kostengünstig in die USA zu bringen.

Sie behauptet, in dem neuen Lager werden Importe aus China neu verpackt, sodass sie den US-Einfuhrbestimmungen entsprechen. Anschließend werden sie über die Grenze in die USA gebracht. Das größte Amazon-Verteilerzentrum in den USA liege nur 24 Autominuten von dem neuen Lager in Tijuana entfernt.

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