Privater Freiraum ist heiß begehrt – was tun in einer Stadt, die traditionell „balkonarm“ ist? Über findige Ideen, lästige Hürden und gelungene Beispiele.
Ein wenig Grün nur, einen kleinen Platz im Freien zum Sitzen, Wäscheaufhängen oder Gärtnern – das ist eigentlich kein besonders verwegener Wunsch. Doch in Wien hat der Balkon keine Tradition: Die wenigsten Altbauwohnungen können einen vorweisen, auch Bauten der Nachkriegszeit weisen innerstädtisch oft wenig bis keinen privaten Freiraum auf. Im Zuge der Dachgeschoß-Ausbauten ab den 1980er-Jahren wurde die Dachterrasse entdeckt – doch nicht jeder kann so hoch hinauf. Vor allem: Viele sind mit ihren vier Wänden zufrieden, wollen gar nicht umziehen. Nur: Ein Balkon fehlt.
Zustimmungshürdenlauf
Grundsätzlich kann dem Wunsch durch einen nachträglichen Anbau abgeholfen werden. Allerdings ist das kein erholsamer Spaziergang; es kann mitunter eher zu einem langwierigen Hürdenlauf werden. „Das Um und Auf und das wohl größte Problem ist die Einholung der Zustimmung der anderen Hausbewohner beziehungsweise des Vermieters“, weiß Caspar Nikolaus Stützle aus Erfahrung. Der Architekt hat sich über die optimale Gestaltung eines nachträglich angebauten Balkons sehr viele Gedanken gemacht – und ein Balkonsystem namens Wienbalkon entworfen. Es ist unten so abgeschrägt, dass dem Nachbarn möglichst wenig Licht abhandenkommt.