Markus Wallner

Ein Herz für kranke Herzen

Es braucht einen starken inneren Antrieb, um Professur, klinische Arbeit und Forschung unter einen Hut zu bringen, erklärt Markus Wallner.
Es braucht einen starken inneren Antrieb, um Professur, klinische Arbeit und Forschung unter einen Hut zu bringen, erklärt Markus Wallner. © Helmut Lunghammer
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Statt Fußballer wurde Markus Wallner Herzmediziner – und entdeckte eine vielversprechende Therapie für Patienten, für die es derzeit keine Heilungschance gibt.

Neue Hoffnung gibt der Mediziner Markus Wallner jenen Patienten, die an einer häufigen Form von Herzproblemen leiden – und zwar mit einem Mittel, das eigentlich gegen Krebs helfen soll. Dass dieses Medikament auch chronische Herzschwäche mildert, hat der gebürtige Kärntner, der an der Universitätsklinik für Kardiologie in Graz tätig ist, im Rahmen eines dreijährigen Forschungsaufenthalts in den USA gemeinsam mit seinen Kollegen entdeckt. Dafür wurde er mit dem begehrten Melvin J. Marcus Award der American Heart Association ausgezeichnet. Darüber hinaus erhielt er im Vorjahr den Otto-Kraupp-Preis der Gesellschaft der Ärzte in Wien für die beste Habilitationsschrift.

Dabei wollte der 37-Jährige eigentlich Profifußballer werden, stand mit 15 Jahren sogar im österreichischen Nachwuchs-Nationalteam und hatte nach der Matura einen Vertrag beim damaligen Zweitligisten Bad Bleiberg in der Tasche. Doch schon beim ersten Einsatz passierte es: Kreuzbandriss. „Drei Operationen waren notwendig. Das war's dann mit dem Profisport, und so habe ich eben Medizin studiert“, erinnert er sich. Was den Anstoß gab, Herzspezialist zu werden? Während seiner Diplomarbeit durfte Wallner bei einer Operation dabei sein. Das lebensbestimmende Organ im Brustkorb schlagen zu sehen, sei überwältigend gewesen, erinnert er sich.

Kurzatmigkeit und Abgeschlagenheit

Dankbar können ihm möglicherweise rund 150.000 Österreicherinnen und Österreicher sein. So viele nämlich leiden Schätzungen zufolge an einer Herzschwäche, die dadurch bedingt ist, dass die Herzkammern aufgrund verdickter und steifer Wände in der Entspannungsphase nicht richtig erschlaffen. „Für diese Art der Herzinsuffizienz gibt es im Gegensatz zu jener, die auf einer verminderten Pumpleistung beruht, bisher keine etablierte Therapie“, erklärt der Mediziner. „Die Folgen sind unter anderem Kurzatmigkeit und Abgeschlagenheit, was letztlich zu einer geringen Lebensqualität führt.“ Die Erkrankung verschlimmert sich zumeist schleichend, die Sterblichkeitsrate ist hoch. Wallner und sein Team haben entdeckt, dass bestimmte Substanzen, sogenannte HDAC-Inhibitoren, Enzyme im Körper blockieren, was wiederum die Funktion der Proteine beeinflusst. „Die Entspannung des Herzens wird durch den Einsatz der Inhibitoren verbessert, und auch der Lungenhochdruck wird reduziert“, schildert Wallner. „Es hat sich sogar gezeigt, dass die Skelettmuskulatur weniger rasch ermüdet.“

Das eingesetzte Medikament, das zur Behandlung von Tumorerkrankungen zugelassen ist, zeigte in Experimenten vielversprechende Effekte. Jetzt wird seine Wirksamkeit an menschlichem Herzmuskelgewebe untersucht – ein nächster wichtiger Schritt, um anschließend die Substanz in klinischen Versuchen zu testen. Eines der Ziele dabei ist es, herauszufinden, welche der insgesamt 18 Untergruppen der Enzyme speziell zur Entstehung der Herzschwäche beitragen. Wenn man das weiß, kann man Medikamente entwickeln, die spezifisch diese Untergruppen blockieren. „Viele dieser Enzyme erfüllen ja auch wichtige Aufgaben, indem sie für die Steuerung der Funktionen von Zellen im Körper zuständig sind.“

Derzeit arbeitet Wallner als Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie an der Uni-Klinik unter der Leitung von Andreas Zirlik. Dazu kommen eine Professur an der renommierten Temple University in Philadelphia sowie die wissenschaftliche Abteilungsleitung des Biomarker-Forschungszentrums CBMed, eines Comet-Kompetenzzentrums, das auf die Identifizierung und Validierung von Biomarkern spezialisiert ist. „Um das alles unter einen Hut zu bringen, braucht man einen starken inneren Antrieb und auch eine verständnisvolle Familie“, weiß der verheiratete Vater zweier Söhne im Vorschulalter, der aufs Mountainbike umgesattelt hat, sich im Tennis gut schlägt und auch Wintersport betreibt. „Ich bin überzeugt, dass man sein Potenzial nur ausschöpfen kann, wenn man eine Leidenschaft für eine Sache entwickelt“, lautet Wallners Credo. Oder, um in der Fachterminologie zu bleiben: wenn man mit dem ganzen Herzen dabei ist.

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