Facility Management

Reinigungsdienste mit Hightech

Von der Handarbeit zur Automatisierung: Für FM-Dienstleister nicht nur eine Folge der Pandemie.
Von der Handarbeit zur Automatisierung: Für FM-Dienstleister nicht nur eine Folge der Pandemie. [ ISS Österreich]
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Facility-Dienstleister werden nach Corona andere Services anbieten. Der Einbau von Lüftungen bleibt ein wichtiges Thema.

Für Erich Steinreiber, CEO von ISS Österreich, brachte die Coronapandemie große Herausforderungen, aber auch Erfreuliches: „Nie zuvor wurden unsere Leistungen so positiv aufgenommen. Was früher ein notwendiges Übel war, wurde plötzlich als wichtig angesehen und geschätzt“, erzählt er über die abgelaufenen Monate. Die Chancen stehen gut, dass die Leistungen von Facility-Dienstleistern wie ISS Österreich auch im „New Normal“, das irgendwann nach dem tatsächlichen Ende der Pandemie kommen wird, weiter geschätzt werden.

Neuer Stellenwert

Das auf B2B-Services spezialisierte deutsche Marktforschungsunternehmen Lünendonk & Hossenfelder hat sich mit jenen Veränderungen auseinandergesetzt, die Covid-19 für das Facility Management brachte, und dazu eine Studie erstellt. Thomas Ball, Partner im Unternehmen und Studienautor, glaubt fest daran, dass auf dem Markt ein Umdenken eingesetzt hat und Dienstleistungen im FM-Bereich künftig einen anderen Stellenwert haben werden: „Ich bin überzeugt, dass man Reinigungsdienstleistungen nicht mehr nur als Kostenfaktor sehen wird.“ Die Grundlagen dafür haben FM-Dienstleister während der Pandemie selbst geschaffen, meint Ball: „Viele Firmen sind aktiv geworden und haben von sich aus kreative Lösungen entwickelt, bis hin zum Testzentrum für Covid-19 oder zur Kontaktdatenverfolgung.“

Die höheren Hygienemaßnahmen im Reinigungsbereich, aber auch die neuen Anforderungen an die Lüftungs- und Klimatechnik werden nach Ansicht von Ball nach Corona erhalten bleiben: „Es gibt keine Gründe, das wieder zurückzufahren“, sagt er. Die Digitalisierung der Reinigungsprozesse, für die die Pandemie als Booster fungierte, werde sich ebenfalls durchsetzen. „Vor Corona hat man überlegt, wo hier das Return of Investment ist, was man an Kosten sparen könne. Aber die andere Frage ist, was weiß ich über mein Unternehmen – digitalisierte Tools können wichtige Fragen schnell beantworten.“

Digitale Lösungen

Bernhard Peßenteiner, Pressesprecher des österreichischen Hygienespezialisten Hagleitner, hört solche Worte gern. Sein Unternehmen hat während der Coronapandemie Spender für Desinfektionsmittel auf den Markt gebracht, die via Smartphone, Tablet oder Laptop über Abgabemenge, Füllstand und Energiestatus informieren.
Mittlerweile werden die Spender auch für Seife oder Handpflegemittel genutzt. „Als Facility-Dienstleister wollen Sie Bescheid wissen: Funktionieren sämtliche Hygienespender? Reicht die Nachfüllung, reicht der Akku? Wann muss ich hier nachfüllen, wann dort?“, sind seine Argumente. Er ist überzeugt, dass sich digitale Hygiene durchsetzen wird: „Sie spart Zeit und Wege. Kontrollgänge und Leerfahrten bleiben aus. Wartung passiert, wo sie notwendig ist. Ressourcen sind planbar. Das alles rechnet sich.“

Noch deutlich weiter geht das Thema Digitalisierung bei ISS, erzählt Geschäftsführer Steinreiber: „Eine Überlegung geht dahin, künftig Reinigungskräfte mit Tablets auszustatten.“ Der Gedanke dahinter: die vielen Informationen, die von der Sensorik einer Immobilie geliefert werden, für wertschöpfende Dienstleistungen zu nützen: „Wir wollen aus diesen Informationen maßgeschneiderte Arbeitsaufträge beispielsweise für Reinigungskraft, Techniker und Sicherheitsmann generieren.“

Facility-Dienstleister werden künftig auch andere Services anbieten. Im „New Normal“ nach Corona etwa wird Home-Office in vielen Unternehmen zum Alltag werden: „Was heißt das zum Beispiel für die Reinigung, wenn Arbeitsplätze am Vormittag und am Nachmittag von unterschiedlichen Personen genützt werden?“, fragt Steinreiber. Auch dazu gibt es bei ISS bereits Überlegungen. Das Büro werde künftig nicht mehr der klassische Arbeitsplatz sein. „Man trifft hier Kollegen, der soziale Aspekt, das Pflegen der Unternehmenskultur werden an Stellenwert gewinnen.“ Steinreiber sieht diese Entwicklungen als große Chance für Dienstleister mit cleveren Konzepten. Seine Hoffnung: „Mit den Erfahrungen aus der Covid-Pandemie wird künftig das Gesamtpaket der Leistungen beurteilt und nicht mehr wie in der Vergangenheit auf den letzten Cent verhandelt werden.“

Lüftung wird zum Thema

Der Einbau von Lüftungen wird nach Corona ebenfalls ein wichtiges Thema bleiben. Dann weniger, um die Zahl von Viren in der Raumluft zu reduzieren, als vielmehr, um die Leistungsfähigkeit zu fördern. Peter Tappler, Gerichtssachverständiger für Schadstoffe in Innenräumen und für Mikrobiologie, argumentiert schon seit Langem, dass etwa gute Lüftungen in Schulen den Lernerfolg im zweistelligen Bereich steigern können.

Der Einbau solcher Anlagen in Klassenzimmer würde sich seiner Meinung nach durch den Leistungsgewinn nach wenigen Jahren amortisieren. Und obwohl Büros in der Regel nicht so dicht belegt sind wie Schulklassen, fördert eine optimale Lüftung auch dort die Leistungsfähigkeit. Und sie minimiert die Anzahl der Viren in der Luft – was nach Corona zumindest in Grippenzeiten Sinn ergeben würde.

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