Globalisierung

Die Stunde des Südens im Welthandel

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Die aktuellen Lieferengpässe sind auch Vorboten eines tiefgreifenden Wandels in der Weltwirtschaft. Knappheit, Geopolitik und Klimawandel verändern die Handelsströme radikal.

Der chinesische Frachthafen Ningbo-Zhoushan nahe Shanghai ist so etwas wie der Nabel des Welthandels. Doch ein einzelner an Corona erkrankter Mitarbeiter hat Peking Mitte August genügt, um den weltgrößten Warenumschlagplatz weitgehend dichtzumachen. Infolge explodierte der Preis für Seefracht erneut, die Materialknappheit in der Industrie verschärfte sich weiter. Kummer wie diesen sind die Unternehmen seit Ausbruch der Pandemie gewöhnt. Neun von zehn Autobauern in den USA und in Europa mussten ihre Produktion 2020 stilllegen, Onlinehändler bekommen nicht genug Nachschub, um ihre Kunden zu beliefern. Die Engpässe in den Lieferketten beginnen, den Aufschwung zu bremsen. Und die Unternehmen stopfen ihre Lager voll, um sich ein wenig Zeit zu kaufen. Ist das die neue Post-Corona-Realität der Weltwirtschaft?

Nicht unbedingt. Die Warnungen mancher Ökonomen, wonach die Pandemie das Ende der Globalisierung einläuten würde, entpuppten sich bald als prognostischer Fehlgriff. Nach einem Minus von 5,3 Prozent im Vorjahr kletterte das Volumen der global gehandelten Güter heuer wieder um acht Prozent nach oben. Zwar rechnet die Welthandelsorganisation WTO aufgrund der Lieferprobleme inzwischen damit, dass der Peak erreicht ist. Aber ein kräftiges Lebenszeichen ist es allemal. Der Welthandel wird weiter wachsen, versichern Ökonomen. Aber wer mit wem Handel treibt, verändert sich gerade fundamental. Knappheit spielt da nur eine Nebenrolle. Es sind Geopolitik und Klimawandel, die die neuen Hauptschlagadern des Welthandels formen.

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