Die Wucht mancher Ereignisse beeindruckt Historiker und Zeitgenossen so sehr, dass sie schnell von Zäsur und Epochenwechsel sprechen. Nicht immer zu Recht.
Es war bei einem Zusammentreffen zwischen Henry Kissinger und dem chinesischen Premierminister Zhou Enlai vor rund einem halben Jahrhundert. Kissinger fragte sein Gegenüber nach seiner Einschätzung der Bedeutung der Französischen Revolution von 1789. Die Antwort von Zhou über das Ereignis, das damals auch schon 180 Jahre her war: „Too soon to tell.“ Es sei noch zu früh, das zu beurteilen.
Diese weise Einsicht ist Historikern nahezulegen, die Umbrüche gern voreilig als elementare historische Zäsuren von weltpolitischer Bedeutung sehen. Das gilt nicht nur für die reflektierende Betrachtung längst vergangener Zeiten. Noch mehr fehlt die sorgfältige Differenzierung, wenn man unmittelbar dabei war bei einem Ereignis, wenn einem der Atem stockte wie beim Fall der Berliner Mauer 1989 oder beim Einsturz der Twin Towers vor zwanzig Jahren in New York. An ihre Stelle tritt die Emphase des Miterlebens.