Rektoren und Studenten kämpfen um mehr Geld

Rektoren Studenten kaempfen mehr
Rektoren Studenten kaempfen mehr(c) Damir Joldic (�H Medizin Wien)
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Die Vollversammlungen an den Unis haben regen Zulauf. Die Rektoren zeichnen dramatische Szenarien. Die Versammlung der Uni Wien erinnert an die Proteste im Vorjahr. Skurrile Vorschläge von TU-Rektor Skalicky.

Tausende Studenten, Dozenten und Professoren haben am Dienstag an Vollversammlungen von Universitäten im ganzen Land teilgenommen. Neu dabei ist: Rektoren und Studierende gehen gemeinsam auf die Barrikaden.

Die Uni-Chefs verlangen von der Regierung eine ausreichende Finanzierung und wehren sich gegen den anvisierten Budgetplan. Sollten die Uni-Finanzen wie geplant ab 2013 eingefroren werden, würden den Unisreal rund 300 Millionen Euro pro Jahr fehlen. Die Universitätenkonferenz drohe ein Abbau von Personal, die Schließung von Studiengängen oder ganzen Instituten.

Wien: Vollversammlung überfüllt

An der Uni Wien erinnterte die Stimmung an die Audimax-Proteste des Vorjahres. Der Hörsaal 10 des Juridicums war gerammelt voll, insgesamt verfolgten rund 1500 Menschen die Veranstaltung im Saal und auf zwei Videowalls. Vor dem Juridicum ließen Studenten bunte Luftballons fliegen, auf die sie ihre "Bildungsträume" geschrieben hatten.

"Die derzeitigen Bedingungen sind ein Grund zum Aufschrei", so der Senatsvorsitzende Helmut Fuchs. "Das Ergebnis sind unzufriedene Studierende und unzufriedene Lehrende, die die Forschung vernachlässigen."

Als Gast warnte Wifo-Chef Karl Aiginger vor sinkenden Ausgaben für Bildung und Forschung. Aiginger lieferte starken Tobak für alle Beteiligten: Wenn die Gesellschaft mehr für Bildung und Forschung ausgeben solle - wofür er auch plädierte - , müssten an den Hochschulen auch "Effizienzpotenziale" gehoben werden. So seien die Räumlichkeiten vier Monate pro Jahr nicht genützt, Vorlesungskritiken hätten kaum Konsequenzen, gleiches gelte aber auch für den Nichtantritt bei Prüfungen.

Platzende Ballons erntete der Wifo-Chef bei seinem Plädoyer für Studiengebühren oder für sein Statement, dass ein "Abschätzen der Qualitäten" am Beginn des Studiums helfen würde.

TU: Uni zu Hotel umbauen

Die Versammlung an der TU Wien war der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Veranstaltungen. Uni-Gebäude zusperren und das Hauptgebäude der Technischen Universität (TU) Wien in ein Hotel umbauen - das wäre laut Rektor Peter Skalicky ein Szenario. Skalicky präsentierte seine Vision vor insgesamt rund 1000 Personen im Audimax der TU.

Das voraussichtlich stagnierende Budget ab 2013 treffe vor allem Universitäten mit einem hohen Bedarf an Infrastruktur, wie die TU. Ohne laufende Investitionen verliere man aber unweigerlich den Anschluss. "Uns laufen die Kosten davon", so der Rektor. Bei gedeckeltem Budget werde die TU innerhalb weniger Jahre ein Defizit von 30 Millionen Euro haben.

Med-Uni: Rektor Schütz und der Tod

Auch an der Medizin-Uni Wien nahmen am Vormittag mehr als 1000 Studenten und Uni-Lehrer an der Versammlung teil. Rektor Wolfgang Schütz hielt seinen Vortrag umstellt von Studenten, die als Tod verkleidet waren.

Die drei österreichischen Med-Unis hatten bereits am Montag ein dramatisches Bild von der Situation gezeichnet. Bis zu 450 Mitarbeiter müssten entlassen werden, sollte der Budgetplan der Regierung gleich bleiben. Bestimmte medizinische Behandlungen könnten in Österreich bald nicht mehr angeboten werden.

WU: Unis brauchen 300 Millionen

An der Wirtschaftsuniversität Wien ging es ruhiger zu: An die 500 Studenten, Professoren und Lektoren lauschten den Ausführungen von Rektor Christoph Badelt im Festsaal. In der Aula verfolgten weitere 150 Studierende die anschließende Diskussion per Leinwand. Der Studienbetrieb schien im Wesentlichen ungestört zu verlaufen.

Rektor Badelt forderte ein Gesamtpaket, um der Misere Herr zu werden: Der wirkliche "Befreiungsschlag" könne nur die Erhöhung der Kapazitäten, die derzeit bis zu vier mal zu niedrig sind, bringen. Bis dahin brauche man aber Zugangsregeln. "Wir wollen klarstellen, wie die knappen Kapazitäten aufgeteilt werden können", so Badelt. "Die Regierung hat das bisher völlig ignoriert."

Graz: Drei Hörsäle zum Bersten voll

Zum Bersten voll waren drei Hörsäle an der Uni Graz, als die Vollversammlung zum Protest gegen die geplanten Budgetkürzungen begann. An der Uni Graz würden etwa 50 Prozent aller steirischen Studenten betreut, so der Rektor: "Wenn wir nicht funktionieren, gibt es echt Probleme im Land."

Die Regierungsspitze solle die Unis wahrnehmen und den "Zick-Zack-Kurs" beenden. Gutschelhofer forderte eine klare politische Antwort: "Entweder eine vernünftige Finanzierung oder Zutrittsbeschränkungen respektive Studiengebühren." Von der ÖH bekam der Rektor eine Protest-Vuvuzela, mit der er Lärm machen könne.

Innsbruck: 1300 Studenten bei Protest

In Innsbruck nahmen rund 1300 Studenten an den Protestaktionen teil. Teilweise stilecht mit Arztkitteln bekleidet zogen die Medizinstudenten zur Hauptuniversität, wo Rektor Karlheinz Töchterle alle Beteiligten darauf einschwor, an einem Strang zu ziehen.

Medizin-Uni Rektor Herbert Lochs warnte vor den geplanten Einschnitten: "Wenn diese kommen, müssen 2013 mindestens 100 Mitarbeiter entlassen werden". Ganze Abteilungen seien in Gefahr: "Die Frage wird sein, welche Abteilungen komplett geschlossen werden müssen", sagte Lochs.

Karl: Kann derzeit keine Zusagen machen

Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) versteht die "Ängste der Rektoren". Ab 2013 bräuchten die Unis allein für die Sicherung des fortlaufenden Betriebs 250 Mio. Euro, so Karl (WU-Rektor Christoph Badelt sprach von 300 Mio., Anm.). Zusagen über wachsende Mittel könne sie den Rektoren derzeit keine machen, so Karl. Sie werde für zusätzliche Mittel für die Unis kämpfen.

Derzeit befinde sie sich aber noch mitten in den Verhandlungen zum Budget. Am 22. November gebe es außerdem den Termin mit Kanzler und Vizekanzler, die sie verteidigte: Der Regierung sei "nicht egal, was an den Unis passiert". Neben den Budgetgesprächen gehe es auch noch um "strukturelle Regeln", etwa eine Neuregelung des Uni-Zugangs und der neuen Studieneingangsphasen.

(APA/chs/beba)

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