Saudiarabien

Sonntäglicher Wüstentrip mit dem Prinzen

Treffen in der Wüste: Prinz Faisal (re.) und Außenminister Schallenberg in der Oasenstadt al-Ula.
Treffen in der Wüste: Prinz Faisal (re.) und Außenminister Schallenberg in der Oasenstadt al-Ula. APA/BMEIA/MICHAEL GRUBER
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Außenminister Alexander Schallenberg auf Besuch bei heiklen Freunden. Tabuthemen umtänzelt er. Prinz Faisal, der Außenminister, fungierte als Tour-Guide in der Wüstenoase al-Ula.

Rötlich schimmern die bizarren Felsformationen in al-Ula bei sengender Hitze in der saudischen Wüste. Sie wecken Assoziationen zum Monument Valley der John-Ford-Western im Westen der USA, oder zu Monumentalfilmen wie dem Wüstenepos „Lawrence von Arabien“.

Prinz Faisal bin Farhan führt Alexander Schallenberg als Tour-Guide die archaische Schönheit seiner arabischen Heimat vor, die bis in die vorchristliche Zeit der Nabatäer zurückreicht. „Ich freue mich auf den Besuch. Ich hoffe, Sie haben eine gute Zeit“, sagte der saudische Außenminister vor dem Abflug im Privatjet in geschliffenem Deutsch. Gastfreundschaft ist ein hohes Gut in Saudiarabien, und so flog der 47-jährige Prinz mit seinem österreichischen Kollegen in die Oase im Norden. Ein Wüstentrip ist guter Brauch unter Freunden. Schallenberg (52) hatte Faisal bei dessen Wien-Visite im Juni fasziniert von einer Doku über die Oase berichtet, worauf der Prinz ihm zusagte, beim Gegenbesuch in Riad einen Ausflug dorthin zu organisieren.

Ganz uneigennützig war die Geste nicht: Der Saudi betrieb Werbung für ein Tourismusprojekt in al-Ula, dem Pendant zur jordanischen Wüstenstadt Petra. Das Königreich ist dabei, seine Ölabhängigkeit zu reduzieren und die Wirtschaft auf neue Beine zu stellen: In der „Vision 2030“, dem Masterplan des Kronprinzen Mohammed bin Salman (MbS), nimmt auch der Tourismus neben der Hightech-Zukunftsstadt Neom am Roten Meer eine zentrale Rolle ein. Auch für Österreich würden sich da neue Chancen eröffnen, zeigte sich Schallenberg optimistisch.

Bonus der Kreisky-Ära

Ganz verflogen waren die Irritationen, der Ärger, die Enttäuschung über die Schließung des Abdullah-Zentrums in Wien auf saudischer Seite nicht. Riad hat sich aber rasch mit der neuen Lösung arrangiert – dem Umzug des interkulturellen und religiösen Dialogforums nach Lissabon. In Riad hat Österreich den Bonus der Kreisky-Ära nach Einschätzung von Kennern des Landes noch nicht verspielt.

Bei der Pressekonferenz einen Tag nach dem 9/11-Gedenken im Westen betonten die beiden Minister die Gemeinsamkeiten, die wirtschaftlichen Perspektiven und die amikalen Beziehungen. Das ist stets ein heikler Balanceakt, gilt es doch, um die Tabuthemen rhetorisch herumzutänzeln. Der 9/11-Terror, verübt großteils durch saudische Attentäter, spielt für die Saudis nach der jüngsten Reinwaschung durch einen FBI-Report keine Rolle – es sei denn im globalen Kampf gegen den Terror.

Die Affäre um die Ermordung des Regimekritikers Jamal Khashoggi vor drei Jahren im Konsulat in Istanbul kam lediglich indirekt und ganz allgemein im Themenkomplex Menschenrechte zur Sprache. „Die Einzelfälle sind nicht vergessen“, sagte Schallenberg in Anspielung auf den zu einer Folterstrafe verurteilten Blogger Raif Badawi, der im Zusammenhang mit dem Abdullah-Zentrum zum Politikum in Österreich geworden war.
Von einer Verstrickung in die und Mitverantwortung für die 9/11-Anschläge wollen die Sadis nichts wissen. In den sozialen Netzwerken, so erzählt es eine Wissenschaftlerin, herrschte am Jahrestag am Wochenende der Tenor: „Wir haben damit nichts zu tun.“ Bei gesellschaftspolitischen Themen wie den Frauenrechten und im Alltagsleben vollzieht sich indes ein spürbarer Wandel. Das bezeugen nicht nur Diplomaten, sondern auch arrivierte Frauen mit westlicher Ausbildung, die in den Genuss neuer Freiheiten kommen, für die manche lang gefochten haben.

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