Rentenmarkt

Globaler Run auf grüne Staatsanleihen

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Immer mehr Nationen bringen sich mit sogenannten Green Bonds ins Spiel. Der September könnte ein Rekordmonat werden.

Wien. Der Markt für grüne Anleihen kommt im Herbst wieder in Schwung: So hat etwa Spanien in der Vorwoche fünf Mrd. Euro mit seinem ersten Green Bond eingesammelt – und es hätten durchaus mehr sein können. Denn die Gebote der Investoren beliefen sich auf 38,5 Mrd. Euro. Auch Kolumbien und das Vereinigte Königreich werden in diesem Monat ihre ersten grünen Anleihen platzieren, wobei der britische Finanzminister, Rishi Sunak, erwartet, dass Letztere „sicherlich die größte“ der Welt sein wird.

Hinzu kommt der inzwischen schon etablierte Emittent Deutschland, der in der Vorwoche ebenfalls eine neue zehnjährige grüne Anleihe versteigert hat. All das wird aber bald in den Schatten gestellt werden, wenn die EU auf dem Markt in Erscheinung tritt. 30 Prozent ihrer 800 Mrd. Euro für die Pandemiebekämpfung sind für grüne Projekte vorgesehen. Im Oktober soll der Startschuss fallen. „So wie sich die Pipeline aufbaut, könnten wir einen Monat mit Rekordemissionen erleben“, sagt Trisha Taneja von der Deutschen Bank.

Laut Imogen Bachra, Zinsstrategin bei NatWest Markets, könnten die Verkäufe grüner Staatsanleihen im September mindestens 20 Mrd. Euro ausmachen. Damit würde das derzeitige monatliche Allzeithoch aus dem März erreicht, als Italien ein Rekorddebüt gab und Top-Emittent Frankreich mehr Anleihen verkaufte.

Seit der ersten grünen Staatsanleihe Polens im Jahr 2016 hat die Dynamik auf dem Markt zugenommen, und immer mehr Emittenten wagen den Schritt. Laut Daten von Bloomberg Intelligence haben Regierungen aus der ganzen Welt heuer bereits grüne Anleihen im Wert von 33 Mrd. Euro verkauft und damit das Gesamtvolumen des Vorjahres von 37,5 Mrd. Dollar übertroffen.

Der Emissionsboom wurde von europäischen Ländern wie Frankreich, Italien und Deutschland angeführt, aber auch Entwicklungsländer schließen sich an. Hongkong und Chile gehören zu den größten Emittenten unter den Schwellenländern in diesem Jahr, und Benin hat Ghana beim Verkauf der ersten afrikanischen Sozialanleihen überholt.

Normale Bonds mit Abschlag

Das Angebot holt dabei gerade die Nachfrage der Anleger ein, und die Bedenken über Greenwashing sind auf dem europäischen Markt für Staatsanleihen weniger ein Thema. Alle grünen Staatsanleihen der Region werden im Vergleich zu ihren konventionellen Pendants mit einem sogenannten Greenium (Zusammensetzung aus Green und Premium; die Renditen grüner Anleihen sind niedriger als die der konventionellen) gehandelt, und daran wird sich wohl auch in einem Rekordjahr nichts ändern, so Bachra von NatWest.

„Ich denke, jeder wird versuchen, seine eigenen grünen Anleihen zu haben, aber die EU-Emissionen sind definitiv das, worauf sich alle konzentrieren sollten“, sagte Jorge Garayo von Société Générale. Die größte Emission im September kommt aus Großbritannien. Österreich und Griechenland stehen schon für 2022 in den Startlöchern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2021)

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