Mit Federn, Haut und Haar

Die Solidargemeinschaft muss sich gegen ihre Verhöhnung wehren

(c) imago images/SEPA.Media (Isabelle Ouvrard via www.imago-images.de)
  • Drucken

Warum soll die Solidargemeinschaft die Kosten für jene übernehmen, die mutwillig trotz der Verfügbarkeit von Impfung und Information dieses Risiko eingehen?

Menschen können zwar rational und logisch denken, sind aber dennoch keine rationalen Wesen. Darüber geben sich die dem aufgeklärten Denken verpflichteten Wissenschaftler, Journalisten und Politiker (?) zuweilen erstaunt. Doch wie die Covid-Impfraten wieder einmal bestätigen, ist etwa ein Drittel der Bevölkerung über rationale Argumente kaum mehr zu erreichen. An sich wenig überraschend, denn Menschen sind zutiefst irrationale Wesen, nur dünn verbrämt durch ein sozial gerahmtes, ratiomorphes Potenzial. Dieser Zuckerguss über den triebhaft-unwägbaren Untiefen wird aber durch ein gutes Bildungssystem entwickelt. Mehr zur menschlichen Natur und ihrer Irrationalität in meinem Buch „Mensch“ (Brandstätter 2019).

Dass heute etwa ein Drittel von mutwillig Impfunwilligen die österreichische Gesellschaft in Geiselhaft nimmt, liegt nicht bloß an mangelnder Bildung. Als Teil der menschlichen Natur wurzelt der Respekt vor Regeln und Gemeinschaft vor allem auch in den Konsequenzen für Fehlverhalten, was selbst von Sozialwissenschaft und Pädagogik beharrlich ignoriert wird. Seit Jahrzehnten wird von den Elternhäusern bis in die Politik demokratisch-humanistische Gesinnung mit dem Vermeiden von Problemthemen verwechselt. Damit wachsen Leute heran, die sich und ihre Meinungen zum Maßstab erheben. „Mitbürger“ war gestern. Fremd scheint ihnen der ewig gültige Grundsatz, dass die Freiheit des Einzelnen dort endet, wo die Freiheit des anderen beginnt, fremd die Bedeutung von Rücksicht und Verantwortung.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.