Katastrophe

Nothilfe nach Erdbeben in Haiti "massiv unterfinanziert"

Die Hungerkrise in Haiti wächst sich nach der Erdbeben-Katastrophe weiter aus.
Die Hungerkrise in Haiti wächst sich nach der Erdbeben-Katastrophe weiter aus.REUTERS
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"Haiti war bei kaum jemandem auf dem Radar, weder bei Geldgebern noch der Öffentlichkeit.“ Erst fünf Prozent der benötigten Hilfe sei gesichert, mahnt die Hilfsorganisation „Care“.

Einen Monat nach einem schweren Erdbeben im Südwesten von Haiti sei die humanitäre Hilfe, auf die rund 800.000 Menschen angewiesen seien, "massiv unterfinanziert", berichtete die Hilfsorganisation Care. Der UN-Aufruf, der rund 160 Millionen Euro für die unmittelbare Nothilfe vorsieht, sei erst zu knapp fünf Prozent finanziert. Bei der Naturkatastrophe am 14. August starben mehr als 2200 Menschen.

In einem Sommer, der von vielen Krisen weltweit geprägt war, habe das Erdbeben in Haiti wenig internationale Aufmerksamkeit erhalten. "Haiti war bei kaum jemandem auf dem Radar, weder bei Geldgebern noch der Öffentlichkeit", kritisierte Muhamed Bizimana, stellvertretender Länderdirektor von Care Haiti. "Aber die Not hier ist groß, nicht erst seit dem Erdbeben. Wir befinden uns mitten in einer politischen Krise, der Pandemie, der Wirbelsturm-Saison - und dann kam noch das Erdbeben."

Viele Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser

Sichere Unterkünfte, Wasser und Nahrung seien jetzt besonders dringlich. 60 Prozent der von Care zu ihren Nöten befragten Menschen gaben an, dass sie nach dem Erdbeben kein sauberes Wasser zur Verfügung hätten. Während jede vierte Frau besorgt sei, dass schmutziges Wasser sie krank mache, teilten diese Sorge nur fünf Prozent der befragten Männer.

Frauen und Mädchen beklagten zudem die engen Lebensverhältnisse in Camps für durch das Erdbeben obdachlos gewordene Menschen. Es mangle zumindest teilweise an Licht, Privatsphäre und sicheren, getrennten Toilettenräumen für Frauen und Männer. Besonders verängstigt zeigten sich auch Ältere und Kinder, die um ihre Sicherheit und ein zweites Erdbeben fürchten.

79 Prozent der Befragten gaben an, dass Frauen unmittelbar und aktiv an der Nothilfe für ihre Gemeinden beteiligt sind. Gleichzeitig meinte ein Fünftel, dass Frauen bei Entscheidungen weniger Mitsprache haben. "Unsere Erhebung zeigt deutlich, dass die humanitäre Hilfe hier viel inklusiver organisiert werden muss", sagte Bizimana. "Wenn alle Gruppen Mitspracherecht haben, wie die Hilfe organisiert wird, ist die Gefahr geringer, dass jemand übersehen wird."

Rund 120.000 Menschen wurden von Care mit Wasser, Hygiene-Paketen und anderen Hilfsgütern versorgt. Die Organisation werde sich auch mittel- und langfristig beim Wiederaufbau engagieren.

Care Österreich Spendenkonto

IBAN: AT77 6000 0000 0123 6000
bzw. auf www.care.at

(APA)

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