Gastkommentar

Flucht aus Afghanistan: EU braucht eine neue Strategie

(c) Peter Kufner
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Europa muss endlich die Lehren aus der Flüchtlingskrise von 2015 ziehen. Die Hilfe vor Ort muss im Zentrum stehen.

Das Trauma sitzt tief. Angesichts der verstörenden Bilder aus der afghanischen Hauptstadt Kabul, die so frappierend an die Evakuierung Saigons am Ende des VietnamKriegs erinnern, beschwören viele Politiker in Österreich und in Europa neuerlich ein Mantra, das sie bereits seit Jahren wie eine Monstranz vor sich hertragen: 2015 dürfe sich auf keinen Fall wiederholen. Gemeint ist die große Fluchtbewegung jenes Sommers nach Westeuropa. Gemeint ist vor allem aber auch der damalige Kontrollverlust der Politik – Stichwort Angela Merkel und ihre aus der Not geborene Grenzöffnung für alle Flüchtlinge.

Kontrollverlust

Die Bilder von ins Land strömenden Menschenmassen an Grenzübergängen und Bahnhöfen haben sich tief in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt. Auf das anfängliche „Refugees Welcome“ folgte alsbald Ernüchterung. Die enorme Hilfsbereitschaft zu Beginn der Krise schlug in Verunsicherung und Überforderung um. Angesicht des vermeintlich nicht enden wollenden Zustroms beschlich die Menschen in den Aufnahmeländern zunehmend das Gefühl, die Kontrolle über die Situation verloren zu haben. Dazu kamen dann auch noch die Bedenken über die Integrierbarkeit einer so großen Anzahl von Menschen aus einem völlig fremden Kulturkreis. Von diesen Sorgen profitierten vor allem die politischen Rattenfänger. Auf europäischer Ebene entbrannte eine bis heute ungelöste Debatte über die faire Verteilung der Migranten auf die Mitgliedstaaten der EU.

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