Finanzen

Bayer hat sehr viel Ärger mit Monsanto

APA/AFP/ODD ANDERSEN
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Fünf Jahre nach der Mega-Fusion mit dem US-Saatgutkonzern Monsanto hält der Rechtsstreit um Glyphosat den deutschen Pharmariesen Bayer und seine Anleger weiter in Atem.

Es lief schon mal besser für Bayer: Abschreibungen in Milliardenhöhe und Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten haben die Zahlen des deutschen Pharmakonzerns im vergangenen Jahre tiefrot gefärbt. Unter dem Strich stand ein Verlust von 10,5 Mrd. Euro, nach 4,1 Mrd. Euro Gewinn ein Jahr davor. Das nennt man dann wohl einen tiefen Absturz.

Fünf Jahre nach der Übernahme des US-Saatgutkonzerns Monsanto fällt die Bilanz nüchtern aus. Die Übernahme von Monsanto war der bisher größte Zukauf eines deutschen Unternehmens im Ausland. Gebracht hat er dem Bayer-Konzern bisher vor allem eines: Sehr viel Ärger. Klagewelle, Imagekrise, Milliarden-Risiken, Rekordverlust – die Liste an Problemen ist lang, und Bayer laboriert an den Folgen des Mega-Deals, mit dem Konzernchef Werner Baumann Geschichte geschrieben hatte.

Dabei war die Zuversicht groß: „Das kombinierte Unternehmen ist sehr gut positioniert, um am Agrarsektor und dessen erheblichem langfristigem Wachstumspotenzial teilzuhaben“, verkündete Bayer am Tag der Übernahmevereinbarung. Der Dax-Konzern stieg durch die Akquisition schlagartig zum größten Anbieter von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln auf. Für die Aktionäre werde sich der Zukauf lohnen, versprach Bayer.

Trotz Warnungen vor Monsantos schlechtem Ruf und etlichen Klagen, etwa wegen des Unkrautvernichters Glyphosat, war Bayer bereit, tief in die Taschen zu greifen – und bot den Amerikanern einen Aufschlag von 44 Prozent auf ihren Aktienkurs.

Klagelawine wegen Glyphosat

Am 14. September 2016 akzeptierte Monsanto nach monatelangem Feilschen das über 60 Mrd. Dollar (rund 51 Mrd. Euro) schwere Übernahmeangebot des Agrarchemie- und Pharmakonzerns aus Leverkusen. Doch das Großprojekt stand unter keinem guten Stern. Erst Mitte 2018 genehmigten die Kartellwächter die Fusion, deren Abschluss eigentlich für Ende 2017 geplant war. Bayer musste milliardenschwere Geschäftsanteile an die Konkurrenz veräußern, damit die Marktmacht des fusionierten Konzerns nicht zu groß wird.

2018 brach eine regelrechte Klagelawine wegen des Pflanzenschutzmittels Glyphosat über Bayer herein. Bereits zuvor war Monsanto wegen des umstrittenen Pestizids, das einige Studien für krebserregend halten, mit Klagen konfrontiert. Die juristischen Auseinandersetzungen in den USA mutierten rasch zu einem beherrschenden Thema für Bayer, das auch auf dem Kapitalmarkt deutliche Spuren hinterließ: Seit Vereinbarung der Übernahme vor fünf Jahren beträgt der Kursverlust über 50 Prozent. Zuletzt notierte das Papier bei rund 46 Euro, Ende April 2015 waren es knapp 128 Euro. Wobei die Analysten positiv gestimmt sind: 19 von Bloomberg befragte Analysten empfehlen die Bayer-Aktie zum Kauf, elf empfehlen, sie zu halten. Zum Verkauf rät derzeit keiner der Befragten.

Hoffen auf das Höchstgericht

Bayer-Chef Baumann erhielt im April 2019 wegen des Debakels um den Zukauf einen Denkzettel: Als erstem amtierenden Vorstand eines Dax-Konzerns verweigerten ihm die Aktionäre die Entlastung. Der Ärger ist mittlerweile verflogen, aber die die zahlreichen Klagen halten das Unternehmen und seine Anleger weiter in Atem.

Mitte August reichte Bayer einen Antrag auf Revision eines Urteils in einem der drei bisher abgeschlossenen Glyphosat-Prozesse in den USA ein, die Bayer alle verlor. Eine höchstrichterliche Entscheidung zugunsten des Konzerns käme einem Befreiungsschlag gleich. Doch es ist unklar, ob der Supreme Court den Fall überhaupt annimmt. (dpa/red.)

(dpa/red.)

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