Morgenglosse

Der Trumpf des Westens im Wettstreit mit China könnte in Peking liegen

Ant Group and Alipay in Beijing
Ant Group and Alipay in BeijingREUTERS
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Chinas Staatsführung geht rigoros gegen die eigenen Konzerne vor. Der eigenen Volkswirtschaft dürfte das nicht dienlich sein.

Erinnern Sie sich noch an den Transrapid? Die Magnetschwebebahn wurde in Deutschland entwickelt und de facto zur Serienreife gebracht. Gebaut wurde eine Strecke jedoch – trotz jahrelanger Diskussionen – nicht. Anders die Situation in China. Dort nahm man sich das Konzept aus Deutschland und stellte, ohne große Rücksicht auf Anrainerproteste, bereits 2002 bei Shanghai eine Strecke in Betrieb.

Seither gilt der Transrapid gerne als Beispiel für die höhere Effizienz des chinesischen Systems gegenüber westlichen Demokratien. So sind in dem Land, in dem man es mit Menschenrechten nicht so genau nimmt, auch Bürgerinitiativen oder Umweltverträglichkeitsprüfungen gelinde gesagt unterrepräsentiert.

Diese höhere Effizienz zeigt sich auch beim Vorgehen gegen die neuen Tech-Konglomerate, die aufgrund der „The-winner-takes-it-all“-Systematik des Internets weltweit schnell zu Quasi-Monopolisten in ihrem Bereich werden. Während die Politik in den USA und Europa schon seit Jahren über die „zu große Marktmacht“ von Google, Facebook oder Amazon schwadroniert, werden in Peking Nägel mit Köpfen gemacht und beispielsweise der populäre Zahlungsdienstleister Alipay einfach zerschlagen.

Doch dabei geht es nur am Rande um fairen Wettbewerb oder Konsumentenschutz, sondern vor allem um politische Kontrolle. Peking will mögliche mächtige Systemkritiker aus der Wirtschaft bereits verhindern, noch lange bevor sie überhaupt entstehen. Das mag mit der harten Hand des Politbüros zwar funktionieren. Allerdings zu dem Preis, dass Innovation und Unternehmergeist mitunter ebenso im Keim erstickt werden. Im wirtschaftlichen Wettstreit könnte Pekings Angst vor dem Kontrollverlust schlussendlich ein Trumpf für den Westen sein.

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