Verbrechen

Zwei Frauen getötet: Verdächtiger war wegen Sexualdelikten angezeigt, aber nie verurteilt

Mordalarm in Wien-Favoriten
Mordalarm in Wien-Favoriten(c) APA/HANS PUNZ (HANS PUNZ)
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Eine 35- und eine 37-Jährige Frau wurden erstochen in einer Favoritner Wohnung entdeckt. Die Polizei hat den mutmaßlichen Täter festgenommen. Er wird am Nachmittag einvernommen.

Ein 28-Jähriger soll in Wien-Favoriten zwei Frauen getötet haben. Laut Polizei wurde die Exekutive am Montagnachmittag zu einer Streitschlichtung gerufen, wo sie den Somalier trafen, der angab, zwei Frauen in einer Wohnung umgebracht zu haben. Die Beamten fanden gegen 16 Uhr die beiden Opfer (35 und 37 Jahre) blutüberströmt am Boden liegen. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen. Er soll laut Polizeisprecher Mohamed Ibrahim heute, Dienstag, "im Laufe des Nachmittages" von der Polizei einvernommen.

Laut Polizei wurde die Exekutive am Montag zu einer Streitschlichtung gerufen, wo sie den Somalier trafen, der angab, zwei Frauen in einer Wohnung umgebracht zu haben. Die Beamten fanden gegen 16.00 Uhr die beiden Opfer (35 und 37 Jahre) blutüberströmt am Boden liegen. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen.

Die Opfer, die ebenfalls somalische Staatsbürgerinnen waren, wurden laut Bekannten erstochen bzw. mit einem Nudelwalker erschlagen. Das Messer wurde sichergestellt.

Massive Alkoholisierung

Laut Ermittlerkreisen lag bei dem 28-Jährigen eine massive Alkoholisierung (2,2 Promille) vor. Der Verdächtige war am Montag derartig beeinträchtigt, dass eine Einvernahme zunächst nicht möglich war.

Laut Nachbarn soll es sich bei einem der Opfer um die Ex-Frau des Somaliers handeln, mit der er eine vierjährige Tochter haben soll. Diese war aber während der Tat nicht zu Hause, sondern im Kindergarten. Das Mädchen wurde in die Obhut des Jugendamts übergeben. Ob es sich bei der zweiten Getöteten wie kolportiert um die neue Freundin des mutmaßlichen Täters handelt, ist noch unklar. Sie soll jedenfalls öfters zum Essen und Beten in der Wohnung in Favoriten gewesen sein, berichteten Nachbarn.

Der Somalier war laut Ermittlerkreisen asylberechtigt. Gegen ihn gab es bereits zwei Anzeigen, eine davon wegen eines Sexualdelikts. In beiden Fällen wurde ein Asylaberkennungsverfahren eingeleitet, das aber jeweils eingestellt wurde, nachdem auch die Verfahren wegen der Anzeigen eingestellt worden waren. Ob beim Täter wie am Montag kolportiert tatsächlich eine Psychose vorliegt, war am Dienstag noch unklar.

Zahlreiche Strafanzeigen, keine Verurteilung

Wie die APA erfuhr, kam der 28-Jährige im Juni 2014 nach Österreich und stellte einen Antrag auf internationalen Schutz. Nach einer Säumnisbeschwerde im Jahr 2015 erkannte ihm das Bundesverwaltungsgericht im Juli 2016 den Status der Asylberechtigung an. Zwischen 2016 und 2020 wurde der somalische Staatsbürger mehrmals mit Strafanzeigen konfrontiert, dabei ging es einmal um Vergewaltigung, einmal um sexuellen Missbrauch in Zusammenhang mit Sachbeschädigung und Körperverletzung. Die zugrunde liegenden Delikte sollen alle in Linz verübt worden sein, wo der nun Verdächtige einen Wohnsitz hat.

Aber die Verfahren wurden eingestellt, es gab keine Verurteilung. Der 28-Jährige ist unbescholten, gegen ihn wurde bisher auch kein Betretungsverbot - weder in Linz noch in Wien - ausgesprochen. Das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) hatte jeweils, nachdem es von den Anzeigen Kenntnis erhalten hatte, sehr rasch ein Aberkennungsverfahren des Asylstatus des 28-Jährigen eingeleitet. Da die Strafverfahren aber eingestellt wurden, stoppte die Behörde auch das Aberkennungsverfahren.

"Wenn Delikte bekannt und angezeigt werden, beispielsweise Sexualdelikte, ist es so, dass seitens des BFA die Einleitung eines Aberkennungsverfahrens rasch stattfindet. Wichtig ist zu ergänzen, dass diese Aberkennungsentscheidungen immer an die gerichtlichen Entscheidungen bzw. jene der zuständigen Staatsanwaltschaft gebunden sind. Das heißt, wird so ein Strafverfahren eingestellt, wird auch mangels Vorliegen eines Aberkennungstatbestandes per lege das Aberkennungsverfahren eingestellt", erläuterte Patrick Maierhofer, Sprecher des Innenministeriums.

Offenes Strafverfahren

Doch es dürfte noch ein Strafverfahren gegen den 28-Jährigen offen gewesen sein. Dabei ging es um ein Sexualdelikt, das er erst vor wenigen Wochen - im August 2021 - verübt haben soll.

(APA)

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