Die Neuregelung dürfte noch heute erlassen werden, kündigt der Generalsekretär im Gesundheitsministerium an. Wer in Quarantäne muss, dürfte sich künftig bereits nach fünf Tagen freitesten.
Heute, Dienstag, sollen die neuen Quarantäneregeln für Schüler erlassen werden. Das kündigte der Generalsekretär im Bildungsministerium, Martin Netzer, im Ö1-"Morgenjournal“ an. Man sei mit den Abstimmungen im Finale, habe sich mit dem Gesundheitsministerium beraten - „und wir gehen davon aus, dass sie noch heute im Gesundheitsministerium erlassen werden“.
Was bedeutet das? Bereits nach der ersten Schulwoche waren in Wien 285 Klassen in Quarantäne. Um betroffene Schüler schnellstmöglich wieder am Unterricht teilhaben zu lassen, soll die Quarantäne nun verkürzt werden. Statt wie bisher zehn Tagen soll man sich nun nach fünf Tagen mit einem PCR-Test freitesten lassen können.
Zudem soll - nach Vorbild Deutschlands - nicht mehr die gesamte Klasse in Quarantäne, wenn eine Corona-Infektion auftritt, sondern nur mehr die unmittelbaren Sitznachbarn der Kinder. „Uns ist wichtig, dass wir wieder in einen einigermaßen stabilen Schulbetrieb kommen, und dass nur diejenigen in Quarantäne gesteckt werden, wo es unvermeidbar notwendig ist“, so Netzer.
So zumindest die Pläne, die laut Netzer bundesweit gelten sollen: „Wir hoffen, dass hier alle neun Länder und die Gesundheitsbehörden das mittragen werden."
Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hatte bereits am Vortag „sehr große Sympathie“ für das deutsche Modell signalisiert, aus dem Büro des Gesundheitsministers stand man dem Vorschlag ebenfalls „positiv gegenüber“. Auch Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) steht den Plänen positiv gegenüber. Die Pandemie stelle die Familien seit über einem Jahr vor große Herausforderungen: „Die neue Regelung nach deutschem Vorbild wäre auch für Familien eine enorme Erleichterung, um wieder rascher Normalität zu erlangen“, sagte sie dazu am Dienstag. Sie unterstütze den Zugang des Bildungsministers „zu 100 Prozent“, denn nun müsse alles getan werden, Kindern wieder einen geregelten Schulalltag zu gewähren und Eltern zu entlasten. Hierfür wäre eine Verkürzung der Quarantäne von zehn auf fünf Tage eine „sinnvolle Maßnahme“, so Raab, und „außerdem sollen bei einem positiven Fall nicht mehr alle Kinder in Quarantäne."
Quarantäne für die ganze Klasse - oder nicht?
So ganz einfach wird es aber nicht. Der Vorschlag, wonach nicht mehr die gesamte Klasse in Quarantäne geschickt werden soll, sondern nur die betroffenen Sitznachbarn, stößt auch auf Widerstand. Bedenken von Wissenschaftern, die zuletzt weiter die Quarantäne ganzer Klassen nach einem Infektionsfall befürwortet hatten, hielt Faßmann die Empfehlung der deutschen Minister entgegen. Diese stützten sich auf das Robert-Koch-Institut.
Eine Generalregel sei aufgrund der unterschiedlichen Szenarien beim Unterricht so nicht möglich, wurde am Dienstag wiederum im Gesundheitsministerium betont.
Die Gesundheitsbehörden sollen hier weiterhin nach den jeweiligen Gegebenheiten entscheiden können. Immerhin würden sich die Schülerinnen und Schüler während des Unterrichts bzw. der Pausen auch im Raum bewegen und es mache einen Unterschied, wie gut ein Raum gelüftet wird und ob etwa gesungen und geturnt wird. Eine Generalregel werde es deshalb auch nicht geben können, betont der Mückstein-Sprecher, denn jede Schulklasse und jeder Schultag seien anders. Auch geimpfte Schüler und die CT-Werte der PCR-Tests, die besagen, wie ansteckend jemand aktuell ist, müssten berücksichtigt werden.
Informationen über Regelungen am Nachmittag
Über die Pläne wird jedenfalls derzeit noch verhandelt. Am frühen Nachmittag werden die Landessanitätsdirektionen über die neuen Regelungen informiert, danach sollen sie veröffentlicht werden, hieß es aus dem Büro des Gesundheitsministers.
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Zum Schulstart im Westen mehren sich die Beschwerden über das Sicherheitskonzept. In Wien schnellt unterdessen die Zahl „geschlossener“ Klassen in die Höhe.
Zum „holprigen Schulstart“ und den Problemen beim Testen sagte Martin Netzer übrigens, es handle sich hier um „Anlaufschwierigkeiten“. Man habe hier aber ein „ambitioniertes Programm“ und arbeite mit Hochdruck daran, „dass das besser wird“.
(red/ag)