Dass Franziskus so viel Wert auf Treffen mit jüdischen und Roma-Vertretern legt, erschüttert das Selbstverständnis der Bischöfe.
„Warum soll es überraschend sein, dass der Papst zu uns kommt? Er ist doch unser aller Vater oder nicht?“ So selbstverständlich nimmt eine Bewohnerin der Roma-Plattenbausiedlung Lunik IX in Košice (Kaschau), was sonst wohl die ganze offizielle Slowakei verwundert hat. Wie der biblische Jesus meint es Franziskus offenbar ernst damit, dass er sich um die Ausgestoßenen, also sozusagen die Loser unserer Wohlstandsgesellschaften, mit ganz besonderer Hingabe bemüht. „Von den slowakischen Bischöfen würde wohl keiner von selbst auf die Idee kommen, diesen Schandfleck der Slowakei zu besuchen“, heißt es hingegen nicht nur unter slowakischen Journalisten.
Wenn die katholische Kirchenhierarchie in den Jahrzehnten seit dem Fall des Kommunismus öffentlich aktiv geworden ist, ging es meist um die immer gleichen Themen: Schutz des Lebens (also Kampf gegen die relativ liberalen Abtreibungsgesetze der Slowakei), Schutz der Familie (also Kampf gegen alle Bestrebungen, auch in der konservativen Slowakei ein anderes Lebensmodell als die traditionelle Vater-Mutter-Kinder-Familie zu erlauben), staatliche Finanzierung für kirchliche Aktivitäten wie etwa im staatlichen Bildungssystem – und nicht zuletzt das Pochen darauf, dass die Kirche als Repräsentantin der katholischen Bevölkerungsmehrheit einen entsprechend großen Einfluss auf die staatliche Gesetzgebung behält.