Wifo-Konjunkturtest

Unternehmen leiden weiter unter Coronakrise

73 Prozent der Befragten registrierten in den vergangenen 6 Monaten Beeinträchtigungen der Geschäftstätigkeit, je ein Drittel einen Entfall von Aufträgen, Lieferengpässen oder Personalengpass.

Die heimischen Unternehmen haben nach wie vor spürbar mit der Coronakrise zu kämpfen, wie aus dem aktuellen Wifo-Konjunkturtest hervorgeht, der auch eine Sonderbefragung zur Pandemie enthielt. Drei Viertel (73 Prozent) der im August befragten Betriebe berichteten von "Beeinträchtigungen der Geschäftstätigkeit" in den vorangegangenen sechs Monaten. Jeweils ein Drittel litt unter dem Entfall von Aufträgen, Lieferengpässen und/oder hatte Probleme bei der Personalsuche.

Für den Herbst rechnen die meisten Firmen mit einer deutlichen Verschärfung der behördlichen Corona-Maßnahmen. Doch nur etwa 17 Prozent der Unternehmen erwarten in den kommenden Monaten starke (zusätzliche) Beeinträchtigungen durch die Pandemie, wie die Analyse des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung von heute, Mittwoch, zeigt. Etwa die Hälfte sieht leichten Einschränkungen der Geschäftstätigkeit entgegen.

Strenge behördliche Auflagen empfanden 14 Prozent der Befragten als Hemmschuh in den Monaten vor der Wifo-Erhebung. Rund 10 Prozent nannten verzögerte Zahlungen von Kunden als wichtigen, störenden Faktor beim Wirtschaften. Ebenso viele hatten Schwierigkeiten damit, Kernbeschäftigte zu halten. Etwa 8 Prozent machten finanzielle Engpässe zu schaffen. Weitere 8 Prozent sprachen von "anderen Einschränkungen".

Schwierigkeiten bei Personalsuche

Die rasante Verbreitung von Covid-19-Mutationen führt in den kommenden Wochen zu strikteren behördlichen Vorschriften. Die meisten Firmen sind - zumindest mental - darauf vorbereitet: Rund ein Viertel der Befragten hielt das bereits im August für "sehr wahrscheinlich", 47 Prozent für "eher wahrscheinlich". 23 Prozent bezeichneten dies hingegen als "eher unwahrscheinlich", und nur 3 Prozent als "sehr unwahrscheinlich".

Die Delta-Variante des Coronavirus stresst nur 17 Prozent der Betriebe - diese rechnen mit starken Beeinträchtigungen ihres Geschäfts. Demgegenüber erwartet etwa ein Drittel keine Probleme infolge der Mutation und die Hälfte nur leichte Beeinträchtigungen. Besonders skeptisch sind laut Wifo vor allem Unternehmen in den Bereichen Tourismus und Gastronomie, wo so gut wie alle (97 Prozent) schwierigere Geschäfte als Folge erwarten. Auch Transportdienstleister und Betriebe in der nicht-dauerhaften Konsumgüterindustrie befürchten Störungen.

Der Blick in die Zukunft ist generell noch vorsichtig. Für die nächsten sechs Monate erwarteten im August lediglich 31 Prozent der befragten Unternehmen "keine Beeinträchtigung" des Geschäfts durch die Pandemie. Im Bereich Gastronomie und Tourismus waren es allerdings 95 Prozent. Mit weiterhin Schwierigkeiten bei der Personalsuche rechneten über alle Branchen hinweg 32 Prozent der Betriebe, mit Engpässen bei Zulieferern bzw. Vorleistungen 31 Prozent und mit dem Entfall von Aufträgen 23 Prozent. Negative Auswirkungen infolge von strengeren Behördenvorgaben wie etwa Schließungen im weiteren Jahresverlauf befürchteten insgesamt nur rund 10 Prozent der Firmen, in Tourismus und Gastronomie waren es aber mehr als die Hälfte. Nur noch 7 Prozent der Betriebe haben voraussichtlich finanzielle Engpässe - im Bereich Tourismus und Gastro sind es 23 Prozent.

Staatliche Unterstützungen sollten den Unternehmen in der Krise helfen, die Beschäftigung und die Investitionstätigkeit aufrechtzuerhalten, und sie für die Auswirkungen der behördlichen Einschränkungen entschädigen. Mit großem Abstand am häufigsten in Anspruch genommen wurden der Erhebung zufolge die Kurzarbeit - rund 55 Prozent der Betriebe nutzten diese Maßnahme. Auf den Fixkostenzuschuss griffen rund 22 Prozent zurück, in den Dienstleistungsbranchen waren es mit 27 Prozent deutlich mehr als im Schnitt, in der Bauwirtschaft mit 6 Prozent viel weniger. Von der Möglichkeit der Steuerstundungen machten etwa 17 Prozent Gebrauch und 14 Prozent beantragten Umsatzersatz. Dieser war für Unternehmen konzipiert, die direkt von den Einschränkungsmaßnahmen betroffen waren.

Die Liquiditätseinschätzungen hellten sich im August im Vergleich zur vorangegangenen Befragung im Februar etwas auf. Reserven für nur noch zwei Monate meldeten etwa 3 Prozent der Betriebe, sechs Monate davor waren es noch 5 Prozent gewesen. 10 Prozent hatten im Sommer noch für die nächsten zwei bis vier Monate Reserven, 12 Prozent für vier bis sechs Monate und 15 Prozent für mehr als sechs Monate. 59 Prozent hatten im August keinerlei Liquiditätsengpässe, nach 50 Prozent im Februar.

Insgesamt rechneten im August aber immerhin 13 Prozent aller Befragten damit, in eine finanzielle Notlage zu geraten, sollte sich die Geschäftslage in den nächsten vier Monaten wie erwartet entwickeln. "Dies zeigt, dass die Covid-19-Krise nicht ganz überwunden ist", so die Wirtschaftsforscher.

(APA)

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