Expansion

Sprachlern-App Babbel peilt Milliarden-Bewertung an

Sprachlern-Anbietern will ab 24. September an der Frankfurter Börse notieren. Das Berliner Start-up schreibt noch tiefrote Zahlen.

Der Sprachlern-Anbieter Babbel peilt beim ersten Börsengang in Deutschland nach der Sommerpause eine Bewertung von bis zu 1,26 Milliarden Euro an. Das 2007 gegründete Berliner Start-up will mit der Emission bis zu 364 Millionen Euro erlösen, bis zu 204 Millionen davon gehen an Babbel selbst. Bis zu 12,99 Millionen Aktien werden seit Mittwoch zu einem Preis von 24 bis 28 Euro angeboten, wie Babbel mitteilte. Die Zeichnungsfrist läuft bis 22. September, zwei Tage später will Babbel sein Debüt an der Frankfurter Börse feiern. Er sei "mehr als zufrieden" mit der Resonanz der Investoren, sagte Vorstandschef Arne Schepker. Der Zeitpunkt für den Börsengang sei richtig. Organisiert wird er von den Investmentbanken BNP Paribas und Morgan Stanley.

Mit dem Erlös aus dem Verkauf von 7,3 Millionen neuen Aktien will Babbel das Geschäft mit Firmenkunden ausbauen und weiter in die USA expandieren, wie Schepker sagte. Der große Babbel-Rivale dort, Duolingo, hatte im Juli ein fulminantes Debüt an der Wall Street gefeiert und war dabei mit 6,5 Milliarden Dollar bewertet worden. Zuletzt lag der Börsenwert bei sechs Milliarden Dollar. Duolingo zählt 40 Millionen aktive Nutzer monatlich, Babbel verweist auf gut zehn Millionen Abonnenten.

Spätestens seit der Corona-Krise, die Schüler und Studenten an den heimischen Schreibtisch zwang, sind Online-Sprachprogramme gefragt. Babbel setzte im vergangenen Jahr 147 Millionen Euro um und kam von Januar bis Juni auf 83 Millionen Euro, ein Plus von 18 Prozent. Unter dem Strich schrieb das Unternehmen 2020 aber einen Verlust von 23,6 Millionen Euro, wie aus dem Prospekt hervorgeht. Im ersten Halbjahr 2021 schwoll der Verlust auf 30,4 Millionen Euro an.

Beim Börsengang wollen auch die Firmengründer und einige der früheren Babbel-Investoren Kasse machen. Dazu gehören die Kizoo Technology des Web.de-Gründers Michael Greve und die Startup-Finanzierer von Nokia und des Fachverlagshauses Reed Elsevier (Relx). Sie wollen bis zu 5,7 Millionen Babbel-Aktien verkaufen. Die Firmengründer Markus Witte und Lorenz Heine sind mit je 13 Prozent bisher die größten Anteilseigner; sie lassen ihre Beteiligung mit dem Börsengang auf jeweils 9,4 Prozent abschmelzen. Witte soll Aufsichtsratschef der Babbel Group AG werden. Bis zu 29 Prozent der Aktien sind künftig im Streubesitz.

Heuer schon 16 Börsegänge

Von Jänner bis Juli waren in Deutschland 16 Unternehmen an die Frankfurter Börse gegangen und hatten nach Berechnungen von Reuters zusammen 9,8 Milliarden Euro erlöst. Schafft Babbel den Sprung aufs Börsenparkett ebenfalls, würde die Zehn-Milliarden-Marke geknackt. Weitere Kandidaten wie der Frühstücksflocken-Anbieter MyMuesli und der Spezial-Logistiker Trans-o-flex stehen Insidern zufolge in den Startlöchern. Bertelsmann hat sich für den noch in diesem Jahr geplanten Börsengang seiner Callcenter-Tochter Majorel allerdings für die Amsterdamer Euronext entschieden.

Der nächste Börsenneuling in Frankfurt ist der Getriebe-Hersteller Vitesco, der von Continental abgespalten und am Donnerstag separat an der Börse gelistet wird. Neue Aktien gibt Vitesco aber nicht aus, die Papiere werden den Conti-Aktionären einfach ins Depot gebucht.

(APA/Reuters)

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