Sich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen ist anstrengend. Doch es ist nötig, damit wir uns versöhnen. Gedanken zum jüdischen Feiertag Jom Kippur.
Versöhnen ist anstrengend. Jom Kippur, der höchste jüdische Feiertag, fällt auf den Donnerstag. Es ist ein Bet- und Fasttag, an dem über die Fehler des vergangenen Jahres nachgedacht und um Verzeihung gebeten wird. Zwar bin ich skeptisch, ob ein 25-stündiges Ess- und Trinkverbot der persönlichen Reflexion zuträglich ist, doch tatsächlich könnte unsere Gesellschaft ein paar Sühnetage mehr vertragen. Gerade jetzt.
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Kümmern wir uns noch ausreichend um unsere Schwächsten? Das frage ich mich oft. Als die Pandemie begann, forderten wir die Jüngeren auf, zu Hause zu bleiben, um Ältere zu schützen. Anderthalb Jahre später setzen wir sie sehenden Auges dem Virus aus. In einem mutigen offenen Brief kritisierten kürzlich 32 Schulsprecherinnen und Schulsprecher aus Wien die mangelnden Vorbereitungen für das neue Schuljahr. Die Zahlen steigen, und anstatt mehr zu testen oder Luftreinigungsanlagen zu beschaffen, wird reduziert, wie viele Kontaktpersonen von infizierten Schülerinnen und Schülern in Quarantäne müssen. Eine österreichische Lösung.