Jelena Wachtina (im blauen Mantel) lässt sich von den Dorfbewohnern von Sadowy berichten, wie auf der illegalen Mülldeponie hinter ihren Häusern Abfall verbrannt wird.
Reportage

Wahlkampf in Tscheljabinsk: "Raus aus der antrainierten Hilflosigkeit“

Russland wählt in diesen Tagen sein Parlament. In Tscheljabinsk, der Schwermetall-Industriestadt im Südural, kämpfen manche für ordentliche Bürgersteige, sauberes Wasser, den Einzug in die Duma. Die Menschen gehen beharrlich dagegen an, dass ihnen die Luft abgeschnürt wird. Im wirklichen wie im politischen Sinne.

In einem kurzen Moment strahlt sie gelöst. „Hach“, sagt sie in die Abendsonne hinein, „da bin ja ich“. Auf einem Plakat am Straßenrand blickt eine Frau mit dunklen Haaren, hellen Ohrsteckern und einem rosafarbenen Blazer in die Landschaft. „Wachtina Jelena, Wahlkreis 189, Nummer 2 auf dem Wahlzettel“, steht darauf. Es ist ein seltener Anblick im Wahlplakate-Dickicht in Tscheljabinsk, dieser Millionenmetropole knapp 1500 Kilometer östlich von Moskau. Einer Stadt, die in Russland für ihre Schwerindustrie bekannt ist und in der Welt für den Meteoriten, der vor acht Jahren in einen See in der Nähe stürzte.

Nur vier solcher Schilder stehen in der Gegend, für mehr fehlt Jelena Wachtina das Geld. Die 45-Jährige tritt bei der russischen Duma-Wahl, die am Freitag begonnen hat, gegen die Regierungspartei „Einiges Russland“ an, sie hat sich dem Umweltschutz verschrieben und sich mit ihrer Losung „Für saubere Luft“ auf die Liste der „Kommunisten Russlands“ setzen lassen, weil „ich an Leute glaube, nicht an Parteien“, wie sie sagt. Und weil sie als Einzelkämpferin nicht weit käme. Wahlkampf braucht finanzielle Mittel. Der linke Populismus der von der Kommunistischen Partei abgespaltenen „Kommunisten Russlands“ stört sie wenig.

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