Kabarett

Kabarett: Das Politische betrifft immer das Private

Das Stück spielt sich innerhalb der Wartezeit auf ihren Auftritt ab, während die Zeit – wie in einem Episodenfilm – aber zurück bis ins Jahr 1949 geht und geistreiche Gespräche mit einer Philosophin im Jahr 1968 streift.
Das Stück spielt sich innerhalb der Wartezeit auf ihren Auftritt ab, während die Zeit – wie in einem Episodenfilm – aber zurück bis ins Jahr 1949 geht und geistreiche Gespräche mit einer Philosophin im Jahr 1968 streift.(c) Otto Reiter
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Gescheit und lustig. Diese Kombination macht bei BlöZinger auch in ihrem neunten Programm „Zeit“ den besonderen Charme auf der Kabarettbühne aus.

Von den zehn Figuren im Kabarettprogramm „Zeit“ ist nur eine weiblich – und doch ist das Stück feministisch angehaucht. Denn diese Frau ist mit Abstand die intelligenteste Person der hier dargestellten. Und das, obwohl die zwei Hauptdarsteller eigentlich Robert Blöchl und Roland Penzinger selbst sein sollen. Die zwei Linzer, die seit 2004 das Duo BlöZinger bilden, schnüffeln in der ersten Szene dieses neuen Programms zum ersten Mal nach dem Kulturbetriebe-Lockdown wieder Garderobenluft („Kabarett-Garderobe? Riecht komisch“).

Die nächsten 90 Minuten spielen sich innerhalb der Wartezeit auf ihren Auftritt ab, während die Zeit – wie in einem Episodenfilm – aber zurück bis ins Jahr 1949 geht und geistreiche Gespräche mit einer Philosophin im Jahr 1968 streift. Die Wartezeit vertreiben sich die Kabarettisten auch mit einem Jahrestage-Quiz, das ihr Allgemeinwissen testet. Und so wie bei Quizspielen die Freude am Erraten das Schöne ist, entwickeln auch hier einige Schlenker der Geschichte ihren besonderen Charme dadurch, dass die Zuschauer die Zusammenhänge mit zuvor Erzähltem erraten.

Zwischen den Zeiten ändern die Sätze ihre Bedeutung

Aufgebaut wie TV-Serien à la „This is us“ hüpfen die Künstler zwischen den Zeiten, verschieben Sätze und ihre Bedeutung von hier nach dort – und sorgen für Kurzweile und gute Spannung, wenn in der zweiten Hälfte klar wird, wer in welchem Jahrzehnt welche der Figuren ist. Regie führte erstmals Roland Düringer, der sich am Premierenabend in der Wiener Kulisse aber vom Endergebnis überrascht zeigte: Obwohl das Stück ja schon im Februar 2021 Premiere hätte feiern sollen, dürften Roland Penzinger und Robert Blöchl noch last minute an einigen Wendungen gefeilt haben.

Platz für Tagesaktuelles bieten die Garderoben-Szenen in der Jetzt-Zeit, in der BlöZinger auch ihre Erfahrungen aus der Corona-Pandemie beschreiben („Wir haben zu Distance-Learning damals noch Schulschwänzen gesagt.“). Als Leitthema zieht sich durch den Abend jedoch, wie sehr große politische Ereignisse das persönliche Privatleben treffen – und Biografien oft an weltbewegenden Tagen einen Wendepunkt nehmen. Oder wie im Stück der Opa zum Enkel sagt: „Die Weltpolitik schert sich einen Schas um Verliebte.“

Wenn Pezi Bär mit Großvati chattet

Wie immer gibt es bei BlöZinger und ihrer clownesken Darstellerkunst reichlich zum Lachen – etwa wenn sie zwei skypende Charaktere als Pezi Bär und Großvati impersonieren. Und wie immer – seit ihrem zweiten Programm anno 2006 – kommt auch diesmal eine Katze ums Leben. Und zwar auf eine sehr gescheite und lustige Art, mehr kann man hier nicht verraten.

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