Voriges Jahr gab sich die Gewerkschaft in der Lohnrunde wegen der Krise milde – damit ist es jetzt im Wirtschaftsboom vorbei. Die Arbeitgeber sind bemüht, die Erwartungen niedrig zu halten. Es dürfte laut werden.
Nur nicht den Eindruck erwecken, dass es den Betrieben zu gut geht. Das ist die Devise der Arbeitgeber, wenn sie sich für die jährlichen Metaller-Lohnverhandlungen mit der Gewerkschaft in Stellung bringen. Die starten heuer am 23. September, und die Lage ist speziell: Voriges Jahr haben sich die Verhandler binnen Stunden – statt vieler Wochen – auf die Abgeltung der Inflation von 1,45 Prozent geeinigt. Mitten im stärksten Wirtschaftseinbruch seit Kriegsende hatte die Gewerkschaft „große Verantwortung“ walten lassen, hieß es damals.
Nun erlebt die österreichische Volkswirtschaft einen Boom, der sich sehen lassen kann. Vier Prozent Wachstum heuer und fünf Prozent nächstes Jahr prognostiziert das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Die Gewerkschaft spürt Rückenwind und hat ihre Zurückhaltung bei den Lohnforderungen aufgegeben. Denn die Auftragsbücher in der Industrie seien voll, und die Produktivität in der Warenherstellung steige um 3,3 Prozent. Zeit, für einen „kräftigen Reallohnzuwachs“.