Ausstellung

Albertina: Die leeren Augen universeller Schönheit

Femme aux yeux bleus
Femme aux yeux bleus(c) © Musée d´Art Moderne / Roger-
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Amedeo Modigliani ließ alle Götter und Welten in seine kargen Frauenbilder einfließen. Eine spektakuläre Ausstellung in der Albertina zeigt diesen rätselhaften Künstler in Dialog mit seinen Freunden Picasso und Brancusi.

Gleich Platz drei und vier der Liste der aktuell teuersten (versteigerten) Gemälde der Welt nehmen zwei Akte Amedeo Modiglianis ein, 150 bzw. 170 Millionen Dollar muss man locker machen, will man sich eine dieser so freizügig posierenden Damen in Nahsicht gönnen. Bitterarm waren diese Modell meist. Gefiel dem jungen Künstler die von seinem Kunsthändler Zugeführte zufällig nicht, soll er die ganze Session über gelacht haben (was vielleicht den einen oder anderen traurigen Blick der Dargestellten erklärt). Bitterarm war aber auch Modigliani selbst, wie überhaupt ein Großteil der heute um Millionensummen verkauften Moderne unter Umständen zustande kam, die man sich gar nicht mehr vorstellen kann. Ein Foto von 1913 zeigt die Szenerie, als Modigliani wieder umziehen musste, weil er die ohnehin geringe Miete nicht mehr zahlen konnte: Vor einem baufälligen Atelierhaus am Montmartre werden Matratzen auf einen Leiterwagen gestopft, stehen seine Frauenbildnisse daneben in Schutt und Staub.

Nur sieben Jahre später ist der „Prinz von Montparnasse“, wie seine Freunde den Italiener nannten, tot, mit 35 gestorben an Tuberkulose. Zwei Tage später stürzte sich seine im achten Monat schwangere Geliebte Jeanne Hébuterne aus der Wohnung ihrer Eltern, die sie verstoßen hatten, weil sie sich mit dem verrufenen Maler eingelassen hatte. Die gut ein Jahr alte gemeinsame Tochter wurde von Modiglianis Schwester adoptiert. Diese Dramen werden nicht ausgelassen, sie stehen aber nicht im Mittelpunkt dieser spektakulären Albertina-Ausstellung, die ab heute, Freitag, geöffnet ist.

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