Phänomen Lifestyle-Vans

Von großen Bussen und kleinen Eskapaden

Leben auf langem Radstand: Dreieinhalb Meter hat der Trafic zwischen den Achsen.
Leben auf langem Radstand: Dreieinhalb Meter hat der Trafic zwischen den Achsen. Die Presse/Clemens Fabry
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Die Mischung aus Lieferwagen und Lifestyle ergibt Autos wie den Renault Trafic Spaceclass – eine versatile, zunehmend gefragte Klasse.

In der Renault-Werbung hieß es vor langer Zeit einmal: „Platz ist in der kleinsten Hütte. Raum nur im Renault Espace.“ Der Van mit seinem neuartigen Packaging für optimale Raumausnutzung schloss die Lücke zwischen Pkw und Kleinbus und entfachte die große Van-Begeisterung der 1980er- und Neunzigerjahre.


Vans sind inzwischen aus der Mode gekommen, das SUV hat sie auf dem Gewissen; so wurde auch der Espace irgendwie auf SUV getrimmt und ist nur noch ein Schatten seines früheren selbst. Wer heute richtig Platz braucht und dazu noch einen wandelbaren Innenraum, wird an Formate wie den Kangoo verwiesen, die als Espace-Ersatz durchaus zu gebrauchen sind (bei VW an den Caddy, wiewohl Touran und der Sharan-Haudegen immer noch im Einsatz sind).

Bequemer, übersichtlicher Arbeitsplatz - wobei das Fahren im Trafic sogar eine richtig freudvolle Angelegenheit ist.
Bequemer, übersichtlicher Arbeitsplatz - wobei das Fahren im Trafic sogar eine richtig freudvolle Angelegenheit ist. Fabry


Ein bis zwei Nummern größer finden Nutzfahrzeuge ins Spiel. Die sind längst keine knorrigen Arbeitstiere mehr, sondern auch schon mit allerlei Komfort und Sicherheitstechnik ausgerüstet und lassen sich leicht zur Lifestyle-Fuhre aufpolieren. Viele große Hersteller, von Ford über Stellantis (mit Citroën, Fiat und Peugeot) bis Toyota praktizieren das, und als Vorbild am Markt muss der T6 Multivan/Bus/Transporter von VW gelten. Ein veritabler Bestseller: Europaweit steigen seine Verkaufszahlen von Jahr zu Jahr, 2017 war mit fast 67.500 Exemplaren der bisherige Rekord erreicht. In Österreich findet der T6 bei den Neuzulassungen sogar in die Top five der Pkw (Jänner bis August). Höchste Zeit für eine Gegenoffensive, die bei Renault als Trafic Spaceclass auffährt. Wir erklommen das Cockpit der Maximalvariante am Ende der Preisliste: langer Radstand, Diesel mit 170 PS, Automatik.
Mit fast fünfeinhalb Metern Außenlänge geht man ungern auf Parkplatzsuche; in Parkgaragen zieht man unwillkürlich den Kopf ein, so nah kommt man dem Gehänge von der Decke. Aber das Rangieren in der Stadt ist mühelos, Außenspiegel vom Typ afrikanischer Elefant und die Rückfahrkamera geben ausreichend Orientierung. Das hohe Sitzen verschafft einen privilegierten Platz hoch über den Autodächern. Der Entfall der Schaltarbeit macht den wesentlichen Unterschied zu den berufsmäßigen Trafic-Fahrern. Spaceclass bedeutet zudem, dass alles an erhältlicher Ausstattung schon verbaut ist. Auch auf ein schönes Lederlenkrad statt der Gewerbeausführung in Plastik wurde geachtet. Navi-Infotainment: passabel.

Gegen die Fahrtrichtung: Wie üblich in der Klasse lässt sich das Mobilar nach nach Wunsch aufstellen, auf Schienen verschieben oder auch ausbauen.
Gegen die Fahrtrichtung: Wie üblich in der Klasse lässt sich das Mobilar nach nach Wunsch aufstellen, auf Schienen verschieben oder auch ausbauen. Fabry


Überland ist das Fahren richtig vergnüglich, es sind ein ordentliches Fahrwerk und ebensolche Bremsen verbaut; in flotten Kurven ist nur auf Zeug an Bord zu achten, das unfixiert auf Irrfahrt geht. Selbst üppigeres Ausflugs- oder Urlaubsgepäck wirkt völlig verloren, insofern sollte der kurze Radstand für die meisten Belange reichen. Der Zweiliter-Diesel ist ein Glücksfall, so freudig geht er zu Werke, ohne dem Trinken anheimzufallen. Dank 80-Liter-Tank hat man lang Zeit, sich vom Schreck an der Kassa zu erholen.
Platz ist heute Luxus, und der Trafic als ausgelagerter Hobbyraum kann mit „Escapade“-Paket sogar als mobile Schlafstatt dienen. Der VW Bus mag in allen Belangen höherwertiger ausgeführt sein, ist aber auch kräftig teurer. Wundersamster Mangel des Trafic (neben der funzeligen Beleuchtung): Platz ist für eine Baseball-Mannschaft, aber Kleiderhaken findet sich in den Weiten des Innenraums kein einziger.

Renault Trafic Grand Spaceclass

Maße L/B/H 5480/1956/1973 mm.
Radstand 3498 mm. Leergewicht 2131 kg.
Ladevolumen 1084–5935 Liter.
Nutzlast 888 kg.
Motor R4-Zylinder-Turbodiesel, 1997 ccm.
Leistung max. 125 kW (170 PS) bei 3500/min,
Drehmoment max. 380 Nm bei 1500/min.
Vmax 186 km/h.
Sechsganggetriebe automatisch. Frontantrieb.
Testverbrauch 9,1 l/100 km.
Preis 56.290 Euro („Grand“, Blue dCi 170 EDC).

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