Hip-Hop

Die bunte und queere Welt von Lil Nas X

Lil Nas X - „Montero“
Lil Nas X - „Montero“
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Der Hip-Hop-Star hat sein erstes Album „Montero“ veröffentlicht.

Zwölf Emojis, die schwangere Frauen darstellen: Das von Damien Hirst gestaltete Cover von „Certified Lover Boy“, dem vor zwei Wochen erschienenen sechsten Album des Hip-Hop-Stars Drake, wurde vielfach kritisiert, manche lasen Potenzprotzerei daraus. Sein Kollege Lil Nas X reagierte mit einer Persiflage: Er postete ein Bild mit zwölf teils bärtigen Emoji-Männern mit Babybäuchen. Dazu brachte er Fotos von sich selbst mit Bäuchlein unters Volk. Das war metaphorisch gemeint: als Ankündigung seines ersten Albums.

Dieses ist nun am Freitag zur Welt gekommen, es heißt „Montero“, nach dem bürgerlichen Vornamen von Lil Nas X. Das Cover zeigt ihn nackt, in einer bunten Fantasiewelt schwebend, vor einem Regenbogen und einem hohen Berg, neben einem griechischen Tempel, dessen eine Säule zerborsten ist, offenbar gesprengt von der Gewalt der Ankunft des Rappers. Kitsch? Ja, und zwar sehr bewusster. Camp nennt man dieses Spiel mit Kitsch-Ästhetik. Die auch in den Videos von Lil Nas X betont homoerotisch ist: In jenem zum Stück „That's What I Want“ sieht man ihn mit einem anderen, ebenfalls rosa gekleideten Mann heftig schmusen.
Sein Outing im Jahr 2019 war in der von traditionellen Männlichkeitsbildern geprägten Hip-Hop-Welt durchaus ungewöhnlich, so wie seine im Hit „Old Town Road“ praktizierte Leidenschaft für Country. Sie klingt auch auf „Montero“ an, etwa in „Am I Dreaming“, einem melodramatischen Duett mit Miley Cyrus. Wie heute im Hip-Hop üblich, sind etliche Gäste zu hören. So spielt in „One of Me“ Elton John Klavier, in „Scoop“ spricht die Rapperin Doja Cat über Fitnessstrategien. Eindruck nach erstem Hören: ein so vielfältiges wie eingängiges Album.

(Red.)

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