Literatur

Wenn der Duce krampft

Antonio Scurati lädt auch in Teil II seines Mussolini-Romans zu einer Zeitreise in die Ära des Faschismus ein. Diesmal: die Zementierung der Macht.

Das Jahr 1925 hat gerade begonnen, und Rom hat einen neuen Halbgott: Benito Mussolini. Angesagte Bildhauer verewigen seinen Körper, Massen himmeln ihren Duce an. Auch sonst läuft es gut für den Premier: Die Machtübernahme, der Marsch auf Rom, ist vollendet. Die Opposition ist eingeschüchtert oder hat das Parlament verlassen, Medien sind großteils gleichgeschaltet. Ausländische Politiker wie Winston Churchill bewundern diesen neuen Regenten Italiens, der vor Kraft und Energie zu strotzen scheint.

Doch der Eindruck täuscht. In Wirklichkeit ist der Faschisten-Chef ein Häufchen Elend, ein kranker Mann mit stickigem Atem, von einem Magengeschwür in die Knie gezwungen: „Vergangene Woche nahm Ercole Boratto, der Chauffeur des Vertrauens, seinen üblen Mundgeruch sogar auf dem Fahrersitz wahr. Als er sich umdrehte, sah er seinen Chef auf den Knien kauern, die Hände auf den geschwollenen Unterleib gepresst, die Polster waren mit Verdauungssäften bekleckert. Das ist aus dem Duce des Faschismus geworden, ein Verdauungsapparat und sonst gar nichts.“

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