Monte Pulchiana
Sardinien

Aggius, eine Legende aus Stein

Eingebettet in eine Landschaft aus Steineichenwäldern, Feldern und Felsen thront Aggius über dem Meer. Keine Stunde von der mondänen Smaragdküste entfernt, regieren hier das Archaische, die Kunst und das Bergabenteuer.

Eine Katze schleicht entlang der Hauswand in der Via Roma. Aus einem der Fenster dringt die Stimme einer Frau, sie singt ein Kirchenlied. Es ist 18 Uhr, und wie jeden Abend wird der Gottesdienst von Padre Pio im TV übertragen. Die sonst so belebte Dorfstraße leert sich, und die mächtigen Felsen über Aggius leuchten in zartem Rosa. Wer den Tag am Meer verbracht hat, fühlt sich erinnert an die bizarren roten Klippen der Costa Paradiso, die „unten“ teils als Solitär im Wasser, teils als natürliche Begrenzung der Buchten aufragen. Da wie dort Granit, der Gallurien, dem steinernen Norden Sardiniens, sein Gepräge gibt. Unten als spektakuläre Kulisse, hier heroben als Schauplatz von Legenden, die vom Wind geflüstert und von den Älteren seit Jahrhunderten überliefert werden.

Wenn der „Tambureddu“, die große Steinplatte, die auf dem abgeflachten Granitblock des Monte Croce balanciert, in Schwingung gerät, heißt es, der Teufel, der da oben haust, rühre die Trommel. Kein Wunder, dass Generationen von Kindern hier herauf Streifzüge unternahmen, um die Höhlen zu erforschen und Verstecke zu finden. Auch Paolo Carboni, der die 60 längst überschritten hat, ist so ein Kind. Seit 20 Jahren veranstaltet er abends, wenn es nicht mehr so heiß ist und die Berge leuchten, sein „Trekking notturno“. Es dämmert schon, als er auf dem Parkplatz oberhalb des Dorfes seine Gruppe begrüßt – die meisten stammen aus der Gegend. Die „Panettone“, wie die Hausberge bei den Leuten hier heißen, sind ihnen vertraut, immer schon wollten sie sich auf das nächtliche Abenteuer der Associazione Tutt' a Pedi einlassen, heute ist es so weit.

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