Prozess

Millionenerbe wegen Mordes schuldig gesprochen

Der schwer kranke Robert Durst im Gerichtssaal in Los Angeles.
Der schwer kranke Robert Durst im Gerichtssaal in Los Angeles.APA/AFP/POOL/GARY CORONADO
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Robert Durst hat eine Freundin aus dem Weg geschafft, um die Tötung seiner Frau zu vertuschen. Zur Anklage kam es, weil er sich in einer Doku-Serie verplappert hatte.

Der New Yorker Immobilienerbe Robert Durst ist am Freitagnachmittag in einem aufsehenerregenden Mordprozess schuldig gesprochen worden. Ein Geschworenengericht in Los Angeles sah es als erwiesen an, dass Durst im Jahr 2000 seine beste Freundin Susan Berman getötet hat. Dem 78-Jährigen werden insgesamt drei Morde in eben so vielen US-Staaten im Zeitraum von 39 Jahren zur Last gelegt. Das Strafmaß wird erst festgelegt.

Durst soll Berman getötet haben, um den Mord an seiner Frau Kathleen McCormack Durst 1982 in New York zu vertuschen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm außerdem vor, 2001 einen Nachbarn in Texas getötet zu haben. Morris Black habe nämlich herausgefunden, wer Durst sei, als sich dieser nach der Tötung Bermans vor der Polizei versteckte.

Ein texanisches Geschworenengericht hatte Durst freigesprochen, obwohl er zugegeben hatte, den Körper des Toten zerstückelt und im Meer versenkt zu haben. Der Multimillionär hatte sich nämlich auf Notwehr berufen.

Der Mord an der Freundin

Berman und Durst kannten sich seit Studienzeiten in den 60er Jahren. Berman hätte als mögliche Zeugin im Fall seiner verschwundenen Frau auftreten können. Durst hatte im Prozess angegeben, dass er seine Bekannte im Dezember 2000 bei einem Weihnachtsbesuch tot in ihrem Haus in Beverly Hills vorgefunden habe.

Ein Telefon im Haus, mit dem er die Polizei verständigen wollte, habe nicht funktioniert. Später habe er dann Zweifel bekommen, von einem öffentlichen Apparat anzurufen. Er wollte nicht in Verdacht geraten, verteidigte sich Durst. Stattdessen habe er der Polizei in Beverly Hills einen anonymen Brief geschickt, der lediglich Bermans Adresse und das Wort "Kadaver" enthielt.

Das Imperium der Familie Durst (The Durst Organization) ist eines der ältesten Entwicklungsbüros der Vereinigten Staaten und hat das Bild Manhattans geprägt. Eines der neueren Projekte der Durst Organization ist der Wiederaufbau des World Trade Centers nach den Anschlägen von 9/11. Kolportierte 100 Millionen US-Dollar investierte die Firma in das höchste Gebäude der USA, das One World Trade Center.

Mini-Serie über Dursts Leben

Seine Befragung hatte der von einem Krebsleiden gezeichnete Millionär für lange Erklärungen genutzt, erzählte von den Demütigungen durch den Vater und den Selbstmord der Mutter. Und davon, dass er in das Imperium des Vaters gar nicht einsteigen wollte, es dann doch versuchte und sich Ende der 1990er-Jahre enttäuscht seine Firmenanteile im zweistelligen Millionenbereich auszahlen ließ, als der Bruder die Unternehmensleitung übertragen bekam.

Bizarr ist in diesem ohnehin verworrenen Fall, wie es zur dieser Anklage kam: 2015 beschloss Robert Durst, sein Vermächtnis dem Filmemacher Andrew Jarecki anzuvertrauen, der für den Sender HBO eine sechsteilige Mini-Serie mit dem Titel „The Jinx – Der Unglücksbringer“ über sein Leben machte, und verplapperte sich dabei. In der letzten Folge führt der Immobilienerbe auf der Toilette ein Selbstgespräch, im Glauben, das Mikrofon sei abgedreht. Aufgrund dieser Bemerkungen („Was zum Teufel ich getan habe? Sie alle umgebracht natürlich“) wurde Durst noch vor Ausstrahlung der finalen Episode verhaftet und der Fall Berman neu aufgerollt.

Die Geschworenen hatten drei Tage lang beraten. Durst war bei der Verkündung des Spruchs nicht anwesend, weil er sich nach Kontakt mit einem Corona-Infizierten isolieren muss.

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