Franz Antel in der NS-Zeit: "Er war ein Opportunist"

Franz Antel mit Karl Merkatz als Karl Bockerer.
Franz Antel mit Karl Merkatz als Karl Bockerer.(c) imago images / United Archives (United Archives / kpa via www.imago-images.de)
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Aktenfunde zeichnen neues Bild, wie sich der Regisseur der "Bockerer"-Reihe in den 30ern als Nazi und nach dem Krieg als Opfer präsentierte.

Franz Antel gehörte zu den erfolgreichsten Regisseuren der österreichischen Nachkriegszeit, bekannt für Sexschmonzetten wie "Frau Wirtin bläst auch gern Trompete", aber auch für Klassiker wie "Hallo Dienstmann" oder die legendäre "Der Bockerer"-Reihe. Und der 2007 verstorbene Wiener war fixes Mitglied der "Seitenblicke"-Gesellschaft. Nun veröffentlicht das Nachrichtenmagazin "Profil" in seiner aktuellen Ausgabe neue Akten, die vom jungen Antel ein anderes Bild zeichnen.

Die Historikerin Hanja Dämon hat diese für das Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien nun in verschiedenen Archiven ausfindig macht, die aus der Zeit des Austrofaschismus sowie der NS-Diktatur stammen. "Franz Antel hat in allen Systemen versucht, das Beste für sich herauszuschlagen, und das ist ihm gelungen", so Dämon gegenüber "profil".

Demnach gab sich Antel laut einem nun aufgefundenen Fragebogen im Zuge seines Asylantrags 1936 in Deutschland als politischer Flüchtling aus, der in Österreich vom Ständestaat verfolgt werde und bereits am 18. Juni 1933 der NSDAP-Ortsgruppe Wien-Alsergrund beigetreten sein will. Auch sei er 1934 und 1935 jeweils für zwei Wochen wegen seiner Aktivitäten als Nationalsozialist inhaftiert worden. Antel suchte um die Staatsbürgerschaft an und erhält diese. Einer Film-Illustrierten schilderte er später den "Anschluss" 1938 als einen "ergreifenden Höhepunkt". Den "Filmjuden" in Wien habe man ja "auf die Finger schauen müssen".

Nach dem Krieg trat Antel dann unter anderem dem ÖVP-nahen "Bund demokratischer Freiheitskämpfer" bei und beantragte einen Opferausweis. Gegenüber den Behörden gab er an, 1933 in Wahrheit nicht der NSDAP beigetreten zu sein, sondern dies erfunden zu haben, um ins Filmgeschäft einsteigen zu können. "Er war ein Opportunist", so die Bilanz der Historikerin Dämon.

(APA)

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