Agent 007 ist bis heute der Goldstandard im Spionagekino. Trotzdem geht er mit der Zeit. Wer aber sind seine Erben?
„What are you doing here? Looking for shells?“ – so fragt das allererste Bond-Girl Honey Ryder (Ursula Andress) in „Dr. No“, nachdem sie dem Meer entstiegen ist. „I'm just looking“, antwortet James Bond (Sean Connery). Ja, es gibt viel zu sehen in so einem James-Bond-Film: Zweikämpfe, Verfolgungsjagden und Frauen – jung, fesch und (meistens) willig. Und es gibt einiges, was sich Drehbuchautoren und Filmemacher von der Filmreihe abgeschaut haben. Am allerwenigsten das hinterfragenswerte Frauenbild: Den Agenten als Aufreißer bekommt man heutzutage höchstens noch in Komödien zu sehen. Gut so: Es gibt genug andere Aspekte an Bond, die man sich eher zum Vorbild nehmen kann.
Natürlich auch solche, die er sich im Laufe seiner bald 60-jährigen, mehrere Inkarnationen umfassenden Laufbahn selbst von Kollegen seines Fachs abgeschaut hat. James Bond mag unvergängliche britische Eleganz ausstrahlen, doch er war immer auch ein Spion seiner Zeit. Aus dem coolen Macho von Sean Connery wurde zuletzt Daniel Craigs zäher, verletzlicher Kämpfer, passend zu einer Gegenwart, in der persönliche Sensibilität im gesellschaftlichen Diskurs mehr Gewicht bekommen hat und auch Chris Nolan in seinen „Batman“-Filmen menschlichere Superhelden antreten ließ.