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Lance Armstrong wird 50: „Ich würde nichts anders machen“

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Vor zwei Jahrzehnten dominierte Lance Armstrong die Szene, doch der Texaner dopte, log und verlor letzten Endes alle Siege. Jetzt wurde er 50 Jahre alt, Reue ist ihm weiterhin fremd.

In seiner neuen Rolle ist Lance Armstrong kaum wiederzuerkennen. Knapp zwei Jahrzehnte, nachdem der des Dopings überführte und lebenslang gesperrte Radstar die Tour de France dominiert hat, sitzt er in seinem kleinen Podcast-Studio in Texas und erzählt seine Lebensgeschichte. Die Einladung erfolgte, weil er seinen 50. Geburtstag feiert, und auch in Amerika werden, wie in Österreich, Sporthelden eben nie vergessen.

Mit ergrauten und steil nach oben gegelten Haaren, einer verspiegelten Sonnenbrille, fetten Kopfhörern und einer markanten Armbanduhr sprach Armstrong über seine Nachfolger. Und seine eigenen Machenschaften, wobei ihm das Wort Reue oder Schuld partout nicht über die Lippen kommen wollte; im Gegenteil. Er prahlte fast damit: „Ich würde nichts anders machen.“

Nach seiner unausweichlichen Dopingsperre – weil Nachtests gewaltige Manipulationen aufwiesen – wurden ihm alle sieben Tour-Siege (1999–2005) gestrichen. Armstrong riss damit ein gewaltiges Loch in seine Branche und vergrößerte deren Imageprobleme.
Wegen seiner Auftritte und kontroversiellen Aussagen wird er seitdem in der internationalen Szene nicht mehr geduldet. Ihm, der früher schon allen davongefahren war als Einzelgänger, ist das gleich. Seine Bühne ist der Podcast „The Move“, den zu Tour-Zeiten bei YouTube täglich mehr als 40.000 Interessierte sahen.

Cocktail aus Lügen

Armstrong plaudert da mit wechselnden Gesprächspartnern, darunter seinem früherer Edelhelfer, George Hincapie, über das aktuelle Geschehen zwischen Alpen, Pyrenäen und Paris. Und der gefallene Star erzählt, warum er den neuen Tour-Champion, den Slowenen Tadej Pogačar, „absolut unglaublich“ findet. Ob Doping im Spiel sei, dazu verliert er freilich keine Silbe. Schließlich hat er selbst betrogen und gelogen. EPO, Blutdoping, Wachstumshormone – der Texaner hat bei seinem Betrug neue Maßstäbe gesetzt, nicht nur sportlich. Auch die Show dazu war minutiös geplant. Dabei wurde Armstrong einst für seine Rückkehr nach überstandenem Hodenkrebs gefeiert, half Kranken mit seiner Stiftung Livestrong, verkaufte Millionen gelber Plastikarmbänder und enttäuschte am Ende trotzdem alle maßlos. Es ist blanke Ironie in dieser Geschichte, dass just US-Dopingjäger Travis Tygart heute noch von ihm schwärmt. „Es war das ausgeklügeltste und professionellste Dopingprogramm, das der Sport je gesehen hatte.“

2013 gestand der US-Radprofi seinen Betrug ein. Passend und plakativ verkauft auf der Couch, bei Talkshow-Legende Oprah Winfrey. Reumütig klang es schon damals nicht, und auch jetzt wiederholt er es immer wieder: „Wir haben getan, was wir tun mussten, um zu gewinnen. Es war nicht legal, es war wahrscheinlich nicht die beste Entscheidung. Aber wir hätten sonst nicht gewonnen. Ich würde nichts anders machen, ich würde nicht eine Sache anders machen.“

Der Geist der Landstraße

Kompromisslos, erfolgreich und im Scheinwerferlicht: So sind Alphatiere, und so war auch Armstrong, der 2003 nach einem Tour-Sieg gar das Grazer Altstadtkriterium schmückte. Die Euphorie war unfassbar, nur ist davon nichts übrig geblieben. Außer seinem gelben Trikot, das sich einer eingerahmt und an die Wand gehängt hat. Die aktuelle Radgeneration, die sich bei der WM in Flandern misst, will von ihm nichts wissen. Die Zeit heilt alle Wunden. Aber dann werden gefallene Radstars zu Geistern der Landstraße. (fin)

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