Die Kreml-Partei „Einiges Russland“ gewinnt die Parlamentswahl in Russland. Ob es zur absoluten Mehrheit reicht, ist unklar.
Matwejew Kurgan ist ein Dorf wie so viele andere in Russland. Es gibt unasphaltierte Straßen, es gibt eine weiße Lenin-Statue im Zentrum, ein Heimatkundemuseum. Vor den Wahllokalen wehen ein paar bunte Luftballons, sowjetische Schlager erklingen. Knapp 1200 Kilometer sind es von hier, an der russisch-ukrainischen Grenze im Gebiet Rostow, bis nach Moskau. 120 nach Donezk, 140 nach Luhansk, in die international nicht anerkannten Separatistengebiete. Viele Menschen in diesen als Republiken bezeichneten Gebieten wünschen sich russische Pässe. Sie bekommen sie in diesen Tagen zuhauf. Denn es ist Wahl in Russland. Eine, bei der die Regierungspartei „Einiges Russland“, die Machtbasis des russischen Präsidenten Wladimir Putin, ihre absolute Mehrheit im Parlament verteidigen will. Und eine, die auch dieses Mal von Betrugsvorwürfen überschattet wird. Matwejew Kurgan reiht sich dabei in eine Art Verstöße-Liste ein.
Der Internetsender „Doschd“ (Regen), kurz vor der Wahl vom russischen Justizministerium zum „ausländischen Agenten“ erklärt, zeigt gleich mehrere Busse, die über die Grenze kommen. Dutzende Menschen mit russischen Fähnchen in der Hand steigen aus und laufen in ein Wahllokal. Offenbar bekommen sie in der örtlichen Migrationsbehörde zuerst ihren russischen Pass, danach geht es zum Wählen. Mehrere Menschen berichten freudig davon. Es zwingt sie niemand, doch wissen sie, wem sie den erhofften Pass zu verdanken haben: „Einiges Russland“.