Burgtheater

Frank Castorf brennt für Peter Handke

Sieben mit voller Kraft für Castorfs Handke im Burgtheater (von links): Mavie Hörbiger, Hanna Hilsdorf, Florian Teichtmeister, Mehmet Ateşçi, Marie-Luise Stockinger, Marcel Heuperman und Franz Pätzold.
Sieben mit voller Kraft für Castorfs Handke im Burgtheater (von links): Mavie Hörbiger, Hanna Hilsdorf, Florian Teichtmeister, Mehmet Ateşçi, Marie-Luise Stockinger, Marcel Heuperman und Franz Pätzold.APA/Matthias Horn
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Der Berliner Regisseur und sein Ensemble beschäftigen sich voller Eifer mit „Zdeněk Adamec“ (dem Text des Nobelpreisträgers), mit einander, mit sich selbst und mit noch einigem mehr. 255 Minuten dauert dieses Gesamtkunstwerk.

Einmal konnten die Zuschauer der langen, so kurzweiligen wie kakofonen Premiere am Samstag im Burgtheater für Momente zu Augenzeugen dafür werden, wie ein Mensch bei lebendigem Leibe brennt: Vergleichsweise still wird es nun, man hört die Flammen prasseln. Ein Stuntman durchquert gemessen die Bühne, sein Kapuzenmantel leuchtet orange. Hoch lodern die Flammen, bis zu den Balken einer Gartenlaube. Er kehrt um, legt sich auf den Boden. Das Feuer wird dann am Rande mit einem Löschgerät ausgemacht.

Zdeněk Adamec, der Titelheld des poetischen Dramas von Peter Handke (2020 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt), konnte in Realität 2003 bei seiner Selbstverbrennung am Wenzelsplatz nicht gerettet werden. Der 18 Jahre alte Schüler aus der Provinzstadt Humpolec wollte aus Verzweiflung am Elend der Welt, an Kapitalismus und Korruption ein Fanal setzen. „Macht mich nicht zum Narren!“, bat er in seinem Abschiedsbrief. Er fand Nachahmungstäter und war selbst ein Nachahmer. 1969 hatte sich am selben Ort Jan Palach auf dieselbe Weise umgebracht, allerdings aus konkreten politischen Motiven. Der Student protestierte als „Fackel Nr. 1“ dagegen, dass Truppen des Warschauer Paktes 1968 den Prager Frühling niederschlugen, der die Befreiung vom repressiven System versprochen hatte.

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