Sicherheitspakt

Ärger nach U-Boot-Deal: Frankreich sagt Treffen mit britischem Minister ab

Die französische Verteidigungsministerin Florence Parly ist wenig erfreut über das neue indopazifische Bündnis Großbritanniens mit Australien und den USA.
Die französische Verteidigungsministerin Florence Parly ist wenig erfreut über das neue indopazifische Bündnis Großbritanniens mit Australien und den USA.APA/AFP/THOMAS COEX
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Die französische Verteidigungsministerin Parly verschiebt das Treffen mit ihrem britischen Amtskollegen Wallace. Nordkorea warnt unterdessen vor dem Sicherheitspakt: „Äußerst unerwünschte und gefährliche Handlungen“.

Wegen des Streits um den geplatzten Verkauf französischer U-Boote an Australien hat die französische Verteidigungsministerin Florence Parly ein Treffen mit ihrem britischen Kollegen Ben Wallace abgesagt. Die Begegnung sei "auf einen späteren Termin verschoben" worden, sagte der Co-Vorsitzende des Franco-British Council, Peter Ricketts, wie die BBC und die Zeitung "Guardian" am Montag berichteten.

Parly sollte im Rahmen eines Treffens der Organisation nach London reisen, auch ranghohe Militärs sollten an den Beratungen der beiden größten Militärmächte Westeuropas teilnehmen.

Australien hatte im Zuge eines Dreierpakts mit den USA und Großbritannien den Bau atomgetriebener U-Boote vereinbart und dafür einen 56-Milliarden-Euro-Vertrag von 2016 mit Frankreich aufgekündigt.

Johnson betont Freundschaft

Der britische Premierminister Boris Johnson versuchte, Frankreich zu beruhigen. London und Paris hätten eine "sehr freundliche Beziehung", die "von äußerster Wichtigkeit" sei, sagte er auf dem Flug zur UN-Generalversammlung in New York. "Unsere Liebe zu Frankreich ist unauslöschbar." Der Deal solle niemanden ausschließen.

Der australische Premierminister Scott Morrison betonte unterdessen am Sonntag, er bereue es nicht, den Deal mit Paris aufgekündigt zu haben. "Es ist verständlich, dass in diesem Fall die andere Partei, die an diesem Vertrag beteiligt war, gekränkt und enttäuscht ist. Das verstehe ich", sagte er. Jedoch gingen die australischen Interessen vor. Er habe "tiefe und ernsthafte Bedenken" gehabt, dass die französischen U-Boote nicht ausgereicht hätten, "um unsere souveränen Interessen zu schützen", sagte Morrison.

Frankreich hatte aus Ärger über den Dreierpakt sowie das Scheitern seines eigenen Milliardenvertrags seine Botschafter aus den USA und Australien zu Beratungen zurückbeordert. Paris machte zudem deutlich, dass es das Vorgehen von Washington und London als Belastung der Nato und Herausforderung der EU empfindet.

Nordkorea warnt vor atomarem Wettrüsten

Nordkorea hat angesichts des neuen Indopazifik-Sicherheitsbündnisses vor einem atomaren Wettrüsten in der Region gewarnt. "Dies sind äußerst unerwünschte und gefährliche Handlungen, die das strategische Gleichgewicht in der asiatisch-pazifischen Region stören und ein nukleares Wettrüsten auslösen werden", zitierte die staatliche Nachrichtenagentur KCNA einen Vertreter des Außenministeriums am Montag.

Vor dem Hintergrund chinesischer Expansionsbestrebungen hatten die USA, Großbritannien und Australien vergangene Woche das neue Bündnis bekannt gegeben. Es sieht unter anderem vor, dass Washington und London Canberra beim Bau von atombetriebenen U-Booten unterstützen.

Das neue Bündnis mache deutlich, dass die USA "die Hauptschuldigen für den Sturz des internationalen Systems der Nichtverbreitung von Atomwaffen sind", sagte der Ministeriumsvertreter. Pjöngjang werde "mit Sicherheit entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen", falls das Bündnis "auch nur die geringste negative Auswirkung auf die Sicherheit unseres Landes hat".

Auch China hatte das neue Bündnis kritisiert und als "extrem unverantwortlich" bezeichnet. Dadurch würden der regionale Frieden und die Stabilität untergraben, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Peking.

(APA/DPA)

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