Im Keller: Gragnano, aber nicht die Nudeln

Vorige Woche habe ich mich an dieser Stelle ein bisschen süffisant über die Weinkenntnisse meiner „Presse“-Kollegen geäußert, und heute nehme ich diesen Affront mit Bedauern zurück.

TIPP

Denn mir wurde postwendend in einem perfiden Rachefeldzug von einer Kollegin meine eigene Unzulänglichkeit aufgezeigt. Sie habe da einen interessanten Rotwein getrunken, hat sie gesagt. Und ich hab zu mir gesagt: Trinkst eh immer nur, was dir schmeckt. Trinkst halt einmal, was anderen schmeckt. Und dann ist sie dagestanden, die Flasche Gragnano.

Ich gestehe: Mit Gragnano hab ich in erster Linie Nudeln assoziiert. Die Stadt in Kampanien gilt unter Feinschmeckern als die Pasta-Metropole schlechthin. Das liegt am Wasser, am Hartweizengrieß und vor allem am süditalienischen Klima, das für das langsame Trocknen des Teiges zuständig ist. Der Rotwein dort ist eine lokale Spezialität und außerhalb Kampaniens nur in Spurenelementen nachweisbar. Er wird aus den Trauben Piedirosso (Rotfuß), Sciascinoso und Aglianico gemacht. Und er moussiert. Er perlt wie Lambrusco, hat aber ansonsten mit dem Kollegen aus der Emilia Romagna wenig zu tun, weil er trockener und aromatischer ist. Es ist ein lustiger Wein, der gekühlt getrunken gehört. Ich kann ihn mir gut als Aperitif vorstellen. Aber ohne jetzt wieder irgendjemandem nahetreten zu wollen. Im Zweifel sind mir die Nudeln aus Gragnano lieber.

Casa Scola, Gragnano 2007, kostet 12,90 Euro bei Salumeria Principe, Wien, Tel. 0699/10077684.

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