Theater an der Wien

Ein „Jedermann“ am Naschmarkt

Werner Kmetitsch
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Worum geht es wirklich im Leben? Fragt die Barockoper „Rappresentatione di Anima et di Corpo“. In praktikabler Regie von Robert Carsen, dafür musikalisch fulminant.

Wie fang ich nach der Regel an?“, fragt Walther von Stolzing artig im dritten „Meistersinger“-Aufzug vor der Abfassung des Preisliedes. Wagner lässt Hans Sachs weise antworten: „Ihr stellt sie selbst und folgt ihr dann.“ In diesem Sinn stellt sich der namhafte Regisseur Robert Carsen nun im Theater an Wien bei einem wesentlichen Kapitel Alter Musik einem undefinierten Jetzt und Heute: die weite, leere Bühne als Bahnhofshalle, es könnte die Central Station New York ebenso sein wie ein Tummelplatz in Floridsdorf. Menschen in Alltagskleidung trudeln ein mit Handgepäck, Koffer oder Handy. Man kennt und begrüßt einander. Auf geht die Reise – nur wohin?

Gefühlte 100 Mal war derartiges bereits zu sehen, fast jedes Stück könnte so beginnen. „Aber nein, wir wollten doch Oper spielen“, sagt ein Darsteller, und in einer solchen gebe es ja auch einen Prolog, auch das Publikum warte darauf . . . Das sollte wohl amüsant klingen, es lacht aber keiner im Publikum. Dann Sprachverwirrung: Keiner versteht den anderen. Die Darsteller rufen Fragen wie: Was ist das Leben? Wovor haben wir Angst? Etwa vor dem Tod? Geht es um Gott? Könnte das die Lösung sein?

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