In "weiten Teilen der Welt" sei die Durchimpfungsrate nicht sehr hoch, sagt Österreichs Kanzler vor Beginn der UNO-Generaldebatte in New York.
Dass die UNO-Vollversammlung und die heute, Dienstag, beginnende Generaldebatte nach der coronabedingten Pause im Vorjahr zumindest zum Teil wieder mit physischer Präsenz von Staats-und Regierungschef stattfinden kann, "sind Schritte zurück in die Normalität“, meinte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) nach seiner Ankunft in New York. Dass allerdings nur ein Teil der Staaten vertreten ist, zeige aber auch, "dass Impfstoff ungleich verteilt ist."
In Europa und den USA sei die "Durchimpfungsrate" sehr hoch, argumentierte der Bundeskanzler. Für "weite Teile der Welt" gelte dies aber nicht. "Das sollten wir uns ins Bewusstsein rufen", meinte Kurz auch in Richtung Impfskeptiker. "Da sollte man dankbar sein", so Kurz. Menschen in anderen Ländern würden sich eine Lage wie in Europa oder Österreich herbeisehnen, wo "sich jeder, der sich impfen lassen will, auch impfen lassen kann."
Van der Bellen verweist auf "Länder des globalen Südens"
Bundespräsident Alexander Van der Bellen ebenfalls zu bedenken, dass vor allem "in den Ländern des globalen Südens" zu wenig Impfstoff vorhanden sei. Diese Ungleichheit werde wohl auch UNO-Generasekretär António Guterres in seiner Rede ansprechen, vermutete Van der Bellen.
Der Bundespräsident, der bereits am Sonntag nach New York gereist war, hatte am Montagvormittag an einer Gedenkveranstaltung beim 9/11-Memorial zur Erinnerung an die verheerenden Terroranschläge in New York und Washington vom 11. September 2001 teilgenommen. Am Abend traf er zudem den Präsidenten von Costa Rica, Carlos Alvarado Quesada.
Virus als "Brandbeschleuniger" internationaler Konflikte
Neben der Pandemie und Maßnahmen, diese zu beenden, werden bei der UNO-Generaldebatte auch Krisenherde wie Afghanistan und das wegen internationaler Hegemonieansprüchen gespannte Verhältnis zwischen den USA und China aufs Tapet kommen, meinten Van der Bellen und Kurz. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) ergänzte, dass sich das Coronavirus als "Brandbeschleuniger" internationaler Konflikte erwiesen habe.
So sei Europa derzeit von einem "Feuerring" an Krisen umgeben, meinte der Außenminister und nannte namentlich den Berg-Karabach-Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan, Belarus, Afghanistan oder den "Dauerbrenner Nahost". Daher werde er in den kommenden Tagen in New York mit mehreren Amtskollegen über diese Themen sprechen, sagte Schallenberg.
Auf einen Blick
Traditionell werden das Staatsoberhaupt von Brasilien, Jair Bolsonaro, UNO-Generalsekretär António Guterres und US-Präsident Joe Biden bei der Generaldebatte Reden halten. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs sind wegen Corona erneut nur online bei der Generaldebatte dabei.
Die Vollversammlung ist das Parlament der Vereinten Nationen, in dem jedes Mitgliedsland eine Stimme hat. Die Sitzungsperioden dauern rund ein Jahr. Höhepunkt ist jeden September die Generaldebatte der Vollversammlung, zu der üblicherweise Staats- und Regierungschefs aus aller Welt anreisen.
Für Österreichs Staatsspitze stehen in New York aber auch bilaterale Gespräche und Termine zu den Themen Afghanistan, Covid-Pandemie und Klimaschutz auf dem Programm.
(APA/dpa)