Afghanistan

Taliban erweitern Übergangsregierung - weiter ohne Frauen

Frauen in Afghanistan (hier ein aktuelles Bild aus Kabul) fürchten Zustände wie unter der ersten Herrschaft der Taliban in den 1990er-Jahren.
Frauen in Afghanistan (hier ein aktuelles Bild aus Kabul) fürchten Zustände wie unter der ersten Herrschaft der Taliban in den 1990er-Jahren.APA/AFP/BULENT KILIC
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Ein Talibansprecher erklärt, die Regierung suche nach Möglichkeiten, Schülerinnen ab der 7. Klasse zu ermöglichen, ihre Schulbildung fortsetzen zu können.

Rund fünf Wochen nach der Machtübernahme in Afghanistan haben die islamistischen Taliban neue Mitglieder ihrer Übergangsregierung vorgestellt. Insgesamt seien 17 weitere Personen - darunter ein Angehöriger der Hazara-Minderheit - ins Kabinett berufen worden, so Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Kabul. Frauen sind darunter weiterhin keine, Mujahid stellte aber die Wiedereröffnung von Schulen für Mädchen ab der 7. Klasse in Aussicht.

Das Bildungsministerium arbeite an einem neuen Verfahren, um es Schülerinnen zu erlauben, ihre Ausbildung fortzusetzen, verkündete Mujahid. Seit der Machtübernahme der Islamisten Mitte August ist der Schulbesuch für Mädchen ab der 7. Klasse untersagt. Die künftigen Regeln zielen nach seiner Darstellung darauf ab, das Bildungsumfeld für Mädchen und Frauen sowie deren täglichen Weg zum Unterricht abzusichern. Die Regierung hoffe, sich sobald wie möglich dieser "wichtigen Angelegenheit" widmen zu können.

Westen muss über Beziehungen entscheiden

Die militanten Islamisten stellten zuletzt rund 30 Regierungsmitglieder vor, darunter keine einzige Frau und niemand aus einer anderen politischen Gruppierung. Westliche Staaten hatten eine sogenannte inklusive Regierung gefordert, der nicht nur Taliban angehören. Die gesamte Europäische Union hat dies zur Bedingung für weiteres Engagement gemacht, etwa für die Zahlung von Entwicklungshilfe.

Mujahid rief dazu auf, die Taliban-Regierung anzuerkennen. Es sei die Pflicht der internationalen Gemeinschaft und der Länder in der Region, mit der neuen afghanischen Führung diplomatische Beziehungen aufzunehmen. Er hoffe darauf, dass dies in naher Zukunft geschehen werde.

Die Taliban-Herrschaft zwischen 1996 und 2001 zeichnete sich insbesondere durch die Unterdrückung der Frauen aus. Sie mussten sich in der Öffentlichkeit unter einer Burka verhüllen, durften nicht arbeiten, Mädchen war der Schulbesuch verboten. Die Religionspolizei war dafür bekannt, Frauen auszupeitschen oder zu verprügeln, die sich nicht an die Regeln hielten. Viele Frauen befürchten seit der erneuten Machtübernahme der Islamisten, dass diese wieder ähnliche Regeln für sie einführen werden.

(APA/dpa)

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