Deutscher Buchpreis: Diesen Erzählern ist nicht zu trauen

Am Dienstag gab die Jury des Deutschen Buchpreises die Nominierungen für die Shortlist bekannt - und bewies ein Faible für Autoren, die etwas ausprobieren.

Monika Helfer heftet sich auf die Spuren ihres Vaters und fragt sich, wie das geht: Sich erinnern. Norbert Gstrein schickt in „Der zweite Jakob“ einen unzuverlässigen Erzähler nach Texas. In „Eurotrash“ ist Christian Kracht nicht Christian Kracht. Und Thomas Kunst wirft sowieso alles über den Haufen. Die sechs Titel auf der Shortlist - und eine Empfehlung.

Mit dem Vater im Labor

Man könnte sagen, die Jury ist ein Jahr zu spät dran: Schon letztes Jahr hätte Monika Helfer mit „Die Bagage“ zumindest eine Nominierung verdient – und wer beide Bücher noch nicht kennt, dem sei geraten, mit diesem zauberhaften, auf dem Boden der Tatsachen herumtanzenden Roman zu beginnen. Auch, weil der Vergleich sich lohnt: Hier das bittere Märchen über die Großmutter als Schneewittchen auf der Schattseite eines Vorarlberger Bergdorfes – und jetzt, mit „Vati“, die skrupulöse Erkundung der eigenen Kindheit zwischen Almwiesen und beengten Bregenzer Zimmern, eine Erkundung, die immer wieder fragt: War das so? Kann das so gewesen sein? Helfer heftet sich hier auf die Spuren ihres Vaters, eines passionierten Hobby-Forschers: Als die kleine Monika glaubt, ein Wurm wachse in ihrem Bauch, geht der Vater mit ihr in sein improvisiertes Laboratorium und beträufelt einen Wurm mit Salzsäure. Stolpern wird er ausgerechnet über seine Liebe zu Büchern. Die er vergräbt. Am Waldesrand. Seiner Tochter sagt er: Es ist ein Schatz.

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