Handwerk

Nali Kukelka: „Keramik ist das neue Yoga“

(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)
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Seit ihrer Jugend töpfert die Keramikkünstlerin Nali Kukelka. Ab Freitag stellt sie beim Designmarkt „Pots und Blitz“ im Wiener Museumsquartier aus.

„Das wunderbare Wohnbüro“ steht auf einem schmalen Schild über den weiß gestrichenen Fensterrahmen. Blickt man allerdings durch die Fensterscheiben ins Innere, kommt einem die Assoziation „Büro“ eher weniger: Vielmehr ist der kleine, voll geräumte Raum hinter der Scheibe eindeutig ein Atelier.

Das von Nali Kukelka nämlich, die ebendieses Atelier an vier Tagen die Woche für Kunden öffnet, wodurch das „wunderbare Wohnbüro“ dann auch zum Verkaufsraum für Kukelkas Keramik wird. Erstaunlich, wie viele Vasen, Becher, Teller, Schalen, Karaffen (und vieles mehr) in verschiedenen Farben – und natürlich auch ihre Töpferscheibe – hier Platz finden.

Ab Freitag (24. September) allerdings wird sie einen Teil ihrer Keramik ins Museumsquartier bringen, wo der Designmarkt „Pots und Blitz“ nach einem Jahr Corona-Zwangspause bis Sonntag stattfindet. Kukelka ist eine von rund 40 Künstlerinnen und Künstlern, die dort ausstellen.

Messen wie „Pots und Blitz“ hätten in den Lockdowns freischaffenden Künstlern wie Kukela „sehr gefehlt“, sind sie doch „enorm wichtig. Durch diese Märkte kennen mich viele Leute.“

Für viele Kunden stellt Kukelka seit Jahren Keramik her: etwa, weil jemand auf einer Messe einmal einige der getöpferten Becher von Kukelka gekauft hat und die Kollektion nach und nach erweitert. Andere kommen mit konkreten Aufträgen zu Kukelka, geben Fliesen, Figuren oder eine Replik, etwa einer alten Vase, in Auftrag.

Für derart spezielle Aufgaben tüftelt Kukelka auch gern an der Zusammensetzung und Beschaffenheit des Tons (und ganz wichtig: auch der Glasur) – und auch an der idealen Temperatur, bei der die Gegenstände dann gebrannt werden. Für die „Wiener Seife“ – ein Unternehmen, das nur ein paar Gassen von Kukelkas Atelier entfernt Seife produziert – etwa stellt sie seit einigen Jahren die Seifenschalen her.

Traditionelle Formensprache

Für ihre Schüsseln, Becher und Vasen, ihr Standardrepertoire sozusagen („Mir gefällt die traditionelle Formensprache sehr gut“), verwendet Kukelka stets dieselbe Tonmischung von ihrem Tonlieferanten, „damit ich ein gleichbleibendes Aussehen anbieten kann“. Das fertig getöpferte Geschirr erhitzt Kukelka in ihrem Brennofen langsam auf 1230 Grad. Nach dem Brennvorgang wird der Ofen dann wieder langsam heruntergekühlt.
Seit mehreren Jahrzehnten schon arbeitet Kukelka mit Ton, und immer noch hat sie, wie sie sagt, „großen Respekt vor dem Material“.

Auch, weil die Produktion von Keramik zu den ältesten Kulturtechniken der Menschen gehört. „Schon vor Tausenden Jahren haben Menschen mit Ton gearbeitet“ – und das keineswegs primitiv: „Da sind damals schon ganz feine Sachen hergestellt worden. Ja, ich behaupte sogar, unser Gehirn ist an der Beschäftigung mit Ton gewachsen.“

Ausbildung in Graz

Anfang der 1980er-Jahre, zu einer Zeit, als Keramik gerade alles andere als beliebt war und keinen hohen Stellenwert hatte, ist bei Kukelka die Begeisterung für das handwerkliche Arbeiten mit Ton aufgekommen – während ihrer schulischen Ausbildung. Kukelka war als Jugendliche klar, dass sie etwas Handwerkliches erlernen wollte. Die Eltern allerdings waren gegen eine Lehre, wollten, dass sie die Matura macht – als Kompromiss fand sich die HTBLA Ortweinplatz in Graz („In Wien gab es damals nichts Vergleichbares“). Dort habe sie die Arbeit mit engagierten Lehrerinnen inspiriert, sagt sie.

Später, nach der Geburt ihrer Tochter, übersiedelte sie wieder nach Wien, wo Kukelka viele Jahre lang im Werkstätten- und Kulturhaus (Wuk) tätig war. Ehe sie vor einigen Jahren ihr eigenes Atelier, eben das „wunderbare Wohnbüro“, eröffnet hat (in dem sie tatsächlich auch wohnt).

Weitere Standbeine Kukelkas sind Restaurierungen von Keramik, Stuck und Stein, aber auch das Unterrichten: In den vergangenen Jahren hat sie an der Volkshochschule Töpferkurse abgehalten. „Die Beschäftigung mit der Keramik ist das neue Yoga,“ sagt sie. „Alle wollen das wieder lernen.“

Das Unterrichten hat sie nun aufgegeben, Kukelka will sich wieder vermehrt auf ihre eigenen Arbeiten konzentrieren. So entwickelt sie gerade einen marokkanischen Tajine-Topf, in dem man – anders als im Römertopf – Fleisch auch anbraten kann, ehe man es lang im verschlossenen Topf gart. Der erste selbst getöpferte Probetopf habe sich beim Testkochen bewährt. Gut möglich also, dass es Tajine-Töpfe bald in Kukelkas Kollektion gibt.

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