U-Boot-Streit

U-Boot-Bauer Naval schickt Australien Rechnung für geplatzten Deal

Für eine Situation, wie sie jetzt eingetroffen ist, gebe es eine Klausel im Vertrag. Der Chef der Naval-Group kündigte an, dass Australien in Kürze eine Rechnung über die „entstandenen und noch entstehenden Kosten“ erhalten werde.

Die französische Naval Group will Australien bald einen "detaillierten und kalkulierten Vorschlag" zu den Kosten für die Absage der vereinbarten Lieferung von U-Booten unterbreiten. Der Chef des Unternehmens, Pierre Eric Pommellet, sagte der französischen Zeitung "Le Figaro" am Mittwoch, dass Australien "in einigen Wochen" eine Rechnung erhalten werde. "Australien hat den Vertrag aus Bequemlichkeit gekündigt, was bedeutet, dass uns keine Schuld trifft", sagte er.

"Es handelt sich um einen Fall, der im Vertrag vorgesehen ist und die Zahlung unserer bereits entstandenen und noch entstehenden Kosten" erfordert, sagte Pommellet der Zeitung. Dazu gehörten beispielsweise die Kosten für die "Demobilisierung der Infrastruktur und der IT" sowie die "Umgruppierung der Mitarbeiter". Pommellet bekräftigte: "Wir werden unsere Rechte geltend machen."

Australien hatte sich zuvor darüber beschwert, dass das Geschäft mit der Naval Group, die sich teilweise im Besitz des französischen Staates befindet, Jahre hinter dem Zeitplan und weit über dem Budget lag. Canberra hatte 2016 einen Vertrag über den Kauf von zwölf dieselbetriebenen U-Booten abgeschlossen. Das Geschäft wurde als "Vertrag des Jahrhunderts" bezeichnet und hatte einen Wert von 50 Milliarden australischen Dollar (31 Milliarden Euro). Der Vertrag wurde später auf 56 Milliarden Euro neu bewertet.

Frankreich bezeichnet geplatzten Deal als „Verrat“ 

Die USA, Großbritannien und Australien hatten jedoch Mitte September ein neues Sicherheitsbündnis für den Indopazifik bekannt gegeben. Dieses umfasst auch den Bau von Atom-U-Booten in Australien mit Unterstützung der USA, was Australien dazu veranlasste, das milliardenschwere U-Boot-Geschäft mit Frankreich platzen zu lassen. Frankreich bezeichnete das Platzen des Deals als "Verrat" und rief vorübergehend seine Botschafter aus Washington und Canberra zurück.

Nach Angaben des französischen Verteidigungsministeriums hat das Unternehmen bereits Gespräche mit Canberra über eine finanzielle Einigung aufgenommen. Demnach hatte die Naval Group bereits Arbeiten im Wert von 900 Millionen Euro an den U-Booten abgeschlossen. Laut Ministerium hatte das Unternehmen aber keine Verluste erlitten, da die Arbeiten durch bereits geleistete australische Zahlungen abgedeckt waren.

(APA/DPA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Archivbild. Am 15. Juni war die Stimmung zwischen Frankreich und Australien noch bestens - hier bei einem Besuch Morrisons in Paris bei Macron.
Aukus

Ärger um geleakte Chats im französisch-australischen U-Boot-Streit

Frankreich und Australien liegen wegen eines geplatzen U-Boot-Deals im Streit. Eine Textnachricht von Macron an Morrison sorgt für Ärger. Beide Seiten sehen darin aber ein Argument für ihre Sichtweise.
Frankreichs Präsident erhebt am Rande des G20-Gipfels schwere Vorwürfe.
Milliardenvertrag

U-Boot-Deal: Macron wirft Australiens Premier Lüge vor

Frankreichs Präsident erhebt am Rande des G20-Gipfels schwere Vorwürfe. Australiens Vize-Premier zeigt Unverständnis: "Wir haben keine Insel gestohlen, wir haben nicht den Eiffelturm verunstaltet."
Analyse

Wie Macron und Biden den U-Boot-Streit entschärft haben

Frankreichs Zorn wegen des verlorenen Riesengeschäfts mit Australien kühlt ab. Die USA wirken auf Paris beschwichtigend ein und bieten mehr Einsatz in Afrika zur Entlastung der Franzosen an. Zugleich wird klar, dass Paris den Schwenk Australiens hätte kommen sehen können.
Analyse

Geplatzter U-Boot-Deal: Harter Schlag für Frankreich, Wagnis für Australien

Der Rückzug Canberras aus dem milliardenschweren U-Boot-Deal mit Paris stellt beide Länder vor Herausforderungen. Was steckt dahinter? Und mit welchen Konsequenzen dürfte der französische Industriekonzern Naval Group nun rechnen?
Emmanuel Macron
Sicherheitspakt

USA/Frankreich: Entspannung im U-Boot-Streit

Biden und Macron treffen einander in Europa. Es geht um ein militärisches Milliardengeschäft mit Australien.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.