Diskriminierung?

Einreise nach England: Nicht nur Impfstoff, sondern auch Impf-Land relevant

Für Geimpfte aus Österreich wird die Einreise nach England künftig ein wenig einfacher.
Für Geimpfte aus Österreich wird die Einreise nach England künftig ein wenig einfacher.APA/AFP/DANIEL LEAL-OLIVAS
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Die neuen englischen Einreiseregeln sorgen für diplomatische Verstimmung. Denn entscheidend für eine Einreise ohne Quarantäne ist nicht nur die Wahl des Impfstoffs, sondern auch wo dieser verabreicht wurde. Für Österreicher wird es künftig ein wenig einfacher.

Während die Welt noch auf Entscheidung der USA wartet, hat England in folgender Hinsicht schon eine getroffen. Geimpfte Gäste sind ab 4. Oktober wieder mit vereinfachten Regeln im Land willkommen, doch nur, wenn sie einen der folgenden Impfstoffe im „richtigen“ Land verabreicht bekommen haben: Astrazeneca, Pfizer/Biontech, Moderna und Janssen (Johnson & Johnson) - und das in den USA, Australien, in einem EU-Staat oder einem von 17 weiteren Ländern.

Für andere Länder, die es nicht auf die Liste geschafft haben, ein Affront. Denn selbst wenn man die Wahl des Impfstoffs außer Acht lässt: Warum darf zum Beispiel eine zweimal mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer geimpfte Person aus Rumänien nach London einreisen, eine mit demselben Impfstoff vollständig immunisierte Person aus Peru aber nicht? Folglich sind Rufe aus Regionen Südamerikas, Afrikas und Südostasien laut geworden, Großbritannien habe eine diskriminierende Regel eingeführt.

Grant Shapps, er ist als Verkehrsminister für die Einreiseverordnung zuständig, hat die neuen Regeln letzten Freitag verkündet und diese als ein „neues, vereinfachtes System für internationale Reisen“ bezeichnet. Doch international blieb es eher bei Frust. Menschen aus anderen Erdteilen als den oben genannten müssen bei der Einreise weiterhin zehn Tage in Quarantäne - etwa auch Personen aus Indien. Was etwa den indischen Politiker Shashi Tharoor dazu bringt, aus Protest mehreren britischen Events fernzubleiben. „Beleidigend“, sei die neue Regelung, sagte der britischen Zeitung „The Guardian“. Ein lateinamerikanischer Diplomat sagte der Zeitung zufolge: „Es gibt keine einzige Person, mit der ich gesprochen habe, die nicht wütend darüber ist. Die Menschen sind perplex“. Ein westafrikanischer Diplomat nennt die neuen Regeln demnach gar „diskriminierend“.

Andere Impfungen würden auch nicht hinterfragt

Helen Rees, eine medizinische Forscherin und Vorsitzende der Regionalen Technischen Beratungsgruppe für Immunisierung in Afrika (RITAG) der Weltgesundheitsorganisation, bezeichnete die fehlende Argumentation für die neuen Reisebestimmungen als "bedauerlich" und die Einschränkungen als "unerklärlich". Denn schließlich stelle Großbritannien auch eine Polio-Impfung in Pakistan nicht infrage. „Wenn wir uns Sorgen machen, dass es Varianten gibt, die gegen die Impfstoffe resistent sind, dann passiert das überall auf der Welt. Aber die Delta-Variante gibt es in 100 Ländern der Welt, und die Impfstoffe wirken gegen Delta“, erklärt Rees.

Ein Sprecher der britischen Regierung erklärte: "Unsere oberste Priorität bleibt der Schutz der öffentlichen Gesundheit und die Wiederaufnahme des Reiseverkehrs auf sichere und nachhaltige Weise, weshalb die Impfstoffzertifizierung aller Länder die Mindestkriterien unter Berücksichtigung der öffentlichen Gesundheit und allgemeiner Erwägungen erfüllen muss". Ein Statement, das auf die Vorwürfe der Diskriminierung aufgrund des Einreiselandes nicht eingeht. Doch die britische Regierung arbeite daran, mit einzelnen Ländern eine Vereinbarung auszuarbeiten, um dortige Impfzertifikate anzuerkennen. Kenia etwa verkündete am Mittwoch, Großbritannien würde die dort verabreichten Impfungen akzeptieren.

Einreise aus und Rückkehr nach Österreich

Reise nach England

Derzeit ist bei Einreise nach England (in andere Landesteile könnten andere Regelungen gelten) vor Antritt der Reise ein Antigen- oder PCR-Test vorzulegen und auch zwei Tage nach Einreise ein PCR-Test zu machen. Ab 4. Oktober fällt der Test vor Abreise weg, wenn man vollständig immunisiert ist. Allerdings muss man weiterhin zwei Tage nach Einreise einen Test (vermutlich sind bald auch Antigen-Tests möglich) machen und auch das Online-Formular vor Einreise ausfüllen.

>> Die neuen Regeln (Infos der britischen Behörden auf Englisch)

Rückkehr nach Österreich

Eine Heimreise aus Großbritannien nach Österreich ist für Personen, die nicht immunisiert sind, noch mit einer verpflichtenden Quarantäne verbunden, die frühestens am fünften Tag mittels negativem Test beendet werden kann. Bei der Einreise muss außerdem in jedem Fall ein 3G-Nachweis und die Registrierung zur Pre-Travel-Clearance vorhanden sein.

Für Vollimmunisierte und Personen, die eine Einreise aus beruflichen Zwecken nachweisen können, besteht weder die Verpflichtung zur Reiseregistrierung noch zum Antritt einer Quarantäne.

>> Reise-FAQ des Gesundheitsministeriums

Die Bestimmungen ändern sich oft. Es empfiehlt sich, vor Reiseantritt die aktuellen Regeln für die jeweilige Region zu erkunden, etwa auch auf der Internetpräsenz des Außenministeriums bmeia.gv.at

Eine Reise nach England bleibt aber auch nach 4. Oktober nicht völlig ohne Bürokratie und Tests. Wer etwa aus Österreich einreist, muss zwei Tage nach Ankunft weiterhin einen Coronatest machen. Das sollte demnächst aber „nur mehr“ ein Antigentest sein, anstatt wie bisher ein PCR-Test (siehe Factbox). Diese Erleichterung könnte sich aber noch verzögern. Der britische Verkehrsminister Shapps erklärte Abgeordneten, dass private Testanbieter derzeit noch nicht in ausreichendem Maße Schnelltests anbieten könnten, wie die BBC am Donnerstag berichtete.

Bisher ist nach der Einreise selbst für vollständig Geimpfte ein PCR-Test notwendig, den zahlreiche zertifizierte Anbieter zu hohen Preisen (mindestens rund 50 Pfund, umgerechnet rund 58 Euro) anbieten. Schnelltests werden hingegen bis dato nicht in ähnlich großem Maßstab angeboten.

Reiseunternehmen dringen darauf, die Regelung bis zu den Ferien im Oktober einzuführen. Der Wirtschaftsstaatssekretär Paul Scully sagte am Donnerstag im Sky-News-Interview, es sei das Ziel der Regierung, diese Frist zu erreichen.

>> Der Artikel im „Guardian"

(Red./Ag.)

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