Pizzicato

Die Donaldisierung Deutschlands

Es ist 19 Jahre her, dass sich Guido Westerwelle die Zahl 18 in gelben Nummern auf die Schuhsohlen klebte, um die Anwartschaft seiner FDP kundzutun, bei den Großen mitzuspielen – mit den Kanzlerkandidaten Gerhard Schröder und Edmund Stoiber.

Im Wahlkampf 2002 an Nord- und Ostsee haute der Freizeitkapitän flotte Sprüche raus, Sachen wie: „Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, gibts einen, der die Sache regelt – und das bin ich.“

Später sollte Westerwelle es zum Vizekanzler und Außenminister unter Angela Merkel bringen, doch das Image des Luftikus wurde er nie mehr ganz los. Heuer hätte es der verstorbene FDP-Vormann mit seiner PR-Nummer indes locker in die TV-Trielle geschafft. Vermutlich hätte er geschmunzelt, als Moderatorin Linda Zervakis ein „Micky Maus“-Heft aus dem Jahr 1993 hervorzog, um nachzuweisen, dass der Klimawandel schon damals Thema war.

Comics und Realität: Fehlte nur, dass Armin Laschet mit Donald Duck konterte, um Finanzminister Olaf Scholz in Sachen Budget in die Bredouille zu bringen. „Stöhn. Ächz. Würg“, um mit Kult-Übersetzerin Erika Fuchs zu sprechen. Die Donaldisierung Deutschlands, ganz ohne Ober-Donald Trump, ist voll im Gang. Höchste Zeit, dass der Wahlkampf nach der TV-Elefantenrunde zu Ende geht – ehe die Olafisierung einsetzt. „Schnarch.“ (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2021)

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