Porsche Carrera 911 GTS

911 Carrera GTS: Wo Schaltarbeit noch die Mühe lohnt

Das ist die purste, fitteste Grundform: Porsche 911 Carrera GTS als Coupé mit Heckantrieb. Und Handschalter im Idealfall.
Das ist die purste, fitteste Grundform: Porsche 911 Carrera GTS als Coupé mit Heckantrieb. Und Handschalter im Idealfall. (c) Hoch Zwei / Juergen Tap (HZ)
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Als GTS entbietet Porsche den 911 Carrera in Idealversion: Kräftiger, sportlicher, aber noch nicht extrem. Zum unverkrampften Sportsgeist empfiehlt sich die Exotik des Handschalters.

Wien/Franciacorta. Auf die mittlerweile erstaunliche Bandbreite des 911er-Universums haben wir unlängst hingewiesen – der GTS-Zweig ist eine Spielart davon, und zwar in der gehobenen Mitte; leistungsmäßig über den schon stärkeren Carrera-S-Varianten, aber noch nicht in der extremen Ecke von Turbo oder GT3 und GT2.

Weil uns gerade ein Buch über Piraten in die Hände fiel: Der Begriff Carrera wird aus dem Spanischen mit „Rennen“ übersetzt, stammt aber aus der frühen Neuzeit, als Spanien ganze Flottenverbände aus Handels- und Kriegsschiffen – Carreras – zu seinen überseeischen Kolonien schickte, um so besser gegen Kaperfahrer und Freibeuter geschützt zu sein.

Mehr Ladedruck

Testberichte nähren also auch das Allgemeinwissen, so sei noch angemerkt, dass Porsches erstes GTS-Modell der straßentaugliche Rennwagen Carrera 904 (1963–65) war, seinerseits eine Weiterführung der ultrasportlichen Mittelmotor-Linie des Hauses (550 Spyder, 718). So kompromisslos ist der heutige Carrera GTS nicht geraten, wiewohl das Fahrwerk des Turbo-Modells mit dezenter Tieferlegung serienmäßig übernommen wurde (nicht allerdings für die Targa-Ausführung), plus einigem an Styling-Beiwerk. GTS gibt es als Coupé, Cabrio und Targa, mit der Option Allrad für die Erstgenannten, der Targa als schwerste Ausführung ist von Haus aus ein 4er.

Cabrio ist die andere Spielart des Carrera GTS. Auch der Targa ist zuhaben, zwangsweise mit Allrad und schon stattlichem Gewicht (Targa: 1685 kg nach DIN).
Cabrio ist die andere Spielart des Carrera GTS. Auch der Targa ist zuhaben, zwangsweise mit Allrad und schon stattlichem Gewicht (Targa: 1685 kg nach DIN). (c) Hoch Zwei / Juergen Tap (HZ)


Alle Varianten sind mit PDK oder Handschalter (mit sieben Gängen!) zu haben. Bevor wir diese Frage klären, ein Blick auf den Antrieb: Die 30-Mehr-PS zum aktuellen S-Modell holten die Ingenieure über den Ladedruck, der doch markant von etwa einem auf 1,33 bar erhöht wurde. Mehr Druck bedeutet höhere Temperaturen, die einen größeren Ladeluftkühler erforderlich machten. Der sitzt zentral zwischen den beiden Ladern und hat zu den beiden seitlichen, sichtbaren Ausströmungen am Heck eine weitere dazu bekommen, gut versteckt überm Platz fürs Kennzeichen.


Die resultierenden 480 PS definieren leistungsmäßig den vorläufigen Höhepunkt des Dreiliter-Boxers, darüber hinaus sei derzeit nichts in Entwicklung, hören wir. Die wesentliche Kulturleistung ist aber ohnehin der Charakter eines Saugmotors, den dieser „reinrassige Turbomotor“ noch freudvoller als bislang an den Tag legt: Vehemente, aber geordnete Schubentfaltung im unteren und mittleren Drehzahlbereich, entschlossenes wie lineares Hochdrehen auf die Nennleistung bis zum überschwänglichen Jubilieren bei um die 7000 Touren. Das wird auf der Straße vermutlich ein selteneres Vergnügen sein als bei Ausflügen auf die Rennstrecke, die zum Pflichtprogramm der GTS-Fahrerschaft gehören sollten, und auf der wir die Coupé-Ausführung mit und ohne Allrad bewegen konnten. Eindeutig ist hier dem Hecktriebler mit seiner besseren Berechenbarkeit im Grenzbereich und etwas weniger Gewicht (50 kg) der Vorzug zu geben.

So muss es sein: mit manueller Schaltung, um sich mit dem direkten Griff ins Getriebe zu einem Teil des Autos zu machen. Will nur niemand haben in unseren Breiten. Anders als in England und den USA übrigens.
So muss es sein: mit manueller Schaltung, um sich mit dem direkten Griff ins Getriebe zu einem Teil des Autos zu machen. Will nur niemand haben in unseren Breiten. Anders als in England und den USA übrigens. (c) Hoch Zwei / Juergen Tap (HZ)


Die unvermeidlichen Extra-Kilos für Cabrio und Targa stellen den sportlichen GTS-Mehrwert etwas infrage, aber es mag ja auch das Prestige der drei Buchstaben ausreichend Reiz ausüben. Das optionale „Leichtbaupaket“ kratzt 25 Kilogramm vom Auto, es müsste bloß anders heißen, weil es fix die Hinterachslenkung beinhaltet, eine feine Sache zwar, aber der Gewichtseinsparung zuwiderlaufend.


Dringende Empfehlung aber des manuellen Getriebes, das einen so unvergleichlich besser mit dem Auto verbindet und eine saubere Schaltarbeit zum Teil des sportlichen Vergnügens macht. Um es gleich zu sagen: Der Importeur rechnet mit 100 Prozent PDK.

Porsche 911 Carrera GTS

Maße

L/B/H 4533/2024/1303 mm. Radstand 2450 mm. Kofferraumvolumen 132 Liter. Leergewicht 1585 kg (EU).

Motor

Sechszylinder-Boxer, Turbo. 2981 ccm. Leistung max. 353 kW (480 PS) bei 6500/min. Drehmoment 570 Nm bei 2300–5000/min. Vmax 311 km/h. 0–100 km/h in 4,1 sec. Heckantrieb. Manuelles Siebenganggetriebe.

Preis/Varianten

Coupé ab 175.580 €.
Allrad (4): 186.672 €. Cabrio: 193.196 €. Cabrio 4: 204.405 €. Targa 4: 205.842 €.

Mit PDK ab 177.181 € (Carrera GTS Coupé).

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