Auch in den katholischen US-Medien triumphiert der Tribalismus. Was tun dagegen?
Wenn ein Papst den Satan nennt, meint er es vermutlich nicht nur metaphorisch. Die Kampagnen „eines großen Fernsehsenders“ gegen ihn seien ein „Werk des Teufels“, sagte Franziskus vor einigen Tagen der Jesuitenzeitung „Civiltà Cattolica“. Die Rede ist offenbar von EWTN, dem größten katholischen TV-Sender der Welt, mit Hauptsitz in den USA.
Es ist ein religiöses, aber auch mediales Phänomen: Wie zwischen Demokraten und Republikanern hat sich das Lagerdenken radikalisiert. Franziskus' Gegner dämonisieren ihn teilweise skrupellos. Aber auch Befürworter verwischen Fakten, die nicht zu ihrer Klientel passen, etwa Franziskus' Ablehnung der gleichgeschlechtlichen Ehe oder der Abtreibung.
Noch so eine Spielart des Tribalismus-Trends. „In 1000 Jahren, wenn Archäologen unsere Epoche ausbuddeln, werden sie sich fragen, warum Amerika, das auszog, um den Nahen Osten sich ähnlicher zu machen, am Ende dessen schlimmste Stammesbräuche imitierte“, schrieb vor einigen Tagen der dreifache Pulitzer-Preisträger Thomas L. Friedman in der „New York Times“. Überall greife die konformistische Wir-gegen-sie-Denkweise um sich.